Wanderwege-Geheimnisse von Peter Bajus
Die Friedhofsmauer

Die Friedhofsmauer ist 233 meter lang und über 160 Jahre alt. | Foto: privat

Das Gebiet des Marktes Eckental, am Fuß der Fränkischen Schweiz gelegen, bietet landschaftlich eine hervorragende Kulisse für schöne Wanderungen. Um der Bevölkerung das Gemeindegebiet wandermäßig zu erschließen, wurde in den vergangenen Jahren ein Wanderwegenetz aufgebaut, das neben zwei bis drei-stündigen Wanderungen auch Kurzwanderungen von max. 30 Minuten bis 1 Stunde anbietet.

Der Verlauf und die Beschreibung der Eckentaler Wanderwege kann man auf der Internetseite des Marktes Eckental (www.eckental-mfr.de) unter „Vereine, Freizeit, Tourismus“ und auf dieser Seite die Rubrik „Wanderwege“ einsehen bzw. herunterladen. Zusätzlich erhält man an der Pforte des Eckentaler Rathauses eine „Wanderkarte Markt Eckental“, die alle Wanderwege auf einer Karte darstellt. Diese Karte gibt die Gemeinde kostenlos ab.

Wer mit offenen Augen die Eckentaler Wanderwege erwandert, wird viele herrliche Aussichten über das Eckentaler Gemeindegebiet und seine nähere Umgebung finden, aber auch viele „unscheinbare Dinge“, an denen man eher achtlos vorbeiläuft. Dabei können viele dieser unscheinbaren Dinge geheimnisvolle Geschichten erzählen, die man so nicht kennt, weil sie in Vergessenheit geraten sind oder sich nie jemand um sie gekümmert hat.

Aber genau das macht einen Wanderweg interessanter, wenn man etwas von seinen Geheimnissen kennt oder sie aufspürt und die Eckentaler Wanderwege haben viele solcher Geheimnisse.

Nachfolgend wird einer dieser Orte vorgestellt und von dessen Geheimnis erzählt. Die Geschichte hat einen wahren Hintergrund, wurde sorgfältig recherchiert, aber von Peter Bajus zum Teil etwas ausgeschmückt.

Die Friedhofsmauer in Eschenau

Wir blicken zurück in das Jahr 1858. Es ist der 17. November 1858, vormittags 10 Uhr, als Pfarrer Dr. Friedrich Sittig aus Eschenau sich am südlichen Ortsrand von Brand, unter der mächtigen Linde des Hollbauerhofes (Brander Hauptstraße 33) mit einer Abordnung der drei protestantischen Gemeinden Brand, Ober- und Unterschöllenbach traf, um sie zum feierlichen Einführungsgottesdienst nach Eschenau abzuholen. Diese drei Gemeinden, wurden an diesem Tag offiziell aus der Pfarrei Beerbach in die Pfarrei Eschenau umgepfarrt.

Über 400 Jahre waren sie in der Kirchengemeinde Beerbach eingepfarrt. Eineinhalb bis zwei Stunden Fußmarsch waren notwendig, um den sonntäglichen Gottesdienst in Beerbach zu besuchen. Dieser Zeitaufwand war auch notwendig, um die Kinder taufen zu lassen, dort zu heiraten oder dort auf dem Friedhof zu Grabe getragen zu werden. Wenn die Kinder der drei Ortschaften den Religions- oder Konfirmationsunterricht besuchten, mussten sie ebenfalls den gleichen Weg zurückzulegen, denn die Beerbacher Schule lag direkt neben der Kirche. Dagegen betrug der Weg nach Eschenau in die Kirche bzw. Schule nur 15 bis 30 Minuten.

Neuer Friedhof musste geschaffen werden

An diese von kirchlicher und behördlicher Seite genehmigten Umpfarrung waren für die drei Dörfer aber auch Bedingungen geknüpft. Sie mussten u.a. einen eigenen Friedhof schaffen, da der damalige Eschenauer Friedhof, um die Kirche herum, nicht mehr die zu erwartenden Toten aus Brand, Ober- und Unterschöllenbach aufnehmen konnte. Er war zu klein. Auch die Gemeinde Eschenau musste sich auf Anordnung des damaligen Bezirksamtes Erlangen nach einem neuen Friedhof umsehen, da auch für sie der Kirchenfriedhof inzwischen keine Kapazität mehr hatte.

Mit etwas amtlichem Nachdruck einigten sich die vier Gemeinden darauf einen gemeinsamen neuen Friedhof zu errichten. Die Gemeinde Eschenau meldete alsbald dem Bezirksamt, dass man ein geeignetes Gelände für den neuen Friedhof gefunden hatte. Es war eine in Privatbesitz befindliche Ödung im Osten von Eschenau, am Fuhrweg von Eschenau nach Eckenhaid, bei den Kellerhäusern, ca. 180 Meter vom letzten Haus von Eschenau entfernt. Man hatte sich inzwischen auch mit den drei anderen Gemeinden bezüglich der Kosten für den Erwerb geeinigt. Die Gemeinde Eschenau und die drei Gemeinden Brand, Ober- und Unterschöllenbach trugen je die Hälfte des Kaufpreises der Fläche. Der neue Friedhof sollte eine Fläche von ca. 6.000 m2 haben.

Nach dem Erwerb des Grundstücks für den neuen, gemeinsamen Friedhof, beschlossen die vier Gemeinden Eschenau, Brand, Ober- und Unterschöllenbach eine Sandsteinmauer mit einem Eingangstor um das Friedhofsareal errichten zu lassen. Hierzu baten sie den Maurermeister Endreß aus Eschenau einen entsprechenden Kostenvoranschlag zu erstellen.

233 Meter Friedshofsmauer

Im Januar 1860 legte dieser seinen Kostenvoranschlag für eine Mauer mit einer Höhe von 1,37 m, einer Stärke von 38 cm und einer Gesamtlänge von 233 m vor, einschließlich einem Eingangstor mit zwei Torpfeilern. Die Mauer sollte mit Sandsteinen aus der Umgebung gemauert werden. Er bot an das Bauwerk für die Gesamtsumme von 1800 fl. zu errichten (nach heutigem Wert entspräche dies ca. 20.000 €).

Auf Grund des Kostenvoranschlages von Maurermeister Endreß wurde das Bauwerk der Friedhofsumrandung ausgeschrieben. Außer dem Maurermeister Endreß bewarben sich noch der Maurermeister Schirl aus Eschenau und ein Maurermeister aus Heroldsberg. Letzterer verlangte für das Bauwerk eine Gesamtsumme von 1857 fl.

Die beiden Maurermeister Endreß und Schirl einigten sich auf den Gesamtpreis von 1800 fl. für den Mauerbau, einschließlich des Eingangstores und boten der Gemeinde Eschenau an, das Bauwerk gemeinsam zu errichten, wobei Endreß den nördlichen und Schirl den südlichen Teil, einschließlich der beiden Türpfeiler, errichtete. Für diesen Preis bekamen sie den Zuschlag.

Einweihung zwei Jahre nach Umpfarrung

Am 12. November 1860 wurde der neue Friedhof amtlich abgenommen und am 25. November 1860, also fast zwei Jahre nach der Einpfarrung der drei Orte Brand, Ober- und Unterschöllenbach in die Pfarrei Eschenau, von Pfarrer Sittig feierlich eingeweiht.

Der Friedhof wurde als nicht konfessioneller Friedhof errichtet. Es hatten neben Protestanten auch Katholiken aus den vier Gemeinden Eschenau, Brand, Ober- und Unterschöllenbach das Recht ihre Toten auf dem Friedhof in Eschenau zu Grabe zu tragen.

Bereits am 26. November 1860 wurde auf dem neuen Friedhof eine Kindsleiche beerdigt.

Eigentümer des Friedhofes war die Gemeinde Eschenau als Sepultura-Gemeinde (Sepultura = Bestattung). Mitinhaber des Gebrauchs des Friedhofes waren die eingepfarrten Gemeinden von Brand, Ober- und Unterschöllenbach und die eingepfarrten Protestanten aus Steinbach, Eckenhaid, Marquardsburg mit Eckenmühle und Kleinsendelbachermühle, sofern sie die Mauerumfriedung mitbezahlt hatten.

Wer die 160 Jahre alte Friedhofsmauer in Augenschein nehmen möchte, folgt dem Eckentaler Rundwanderweg Nr. 3 ab der Mittelschule südwärts zur Eckentaler Straße, geht rechts und biegt gegenüber der Cafeteria in die Straße „Im Zentrum“ ein. Jetzt immer geradeaus bis die „Schnaittacher Straße“ erreicht wird. Jetzt links, Richtung Eckenhaid, nach wenigen Meter ist der Eschenauer Friedhof erreicht und man steht vor der Friedhofsmauer.

Wer den ganzen Eckentaler Rundweg Nr. 3 wandern möchte, findet den Verlauf in der Wanderkarte des Marktes Eckental, die man an der Rathauspforte kostenlos erhält.

Quelle: Peter Bajus, „Die Umpfarrung von Brand, Ober- und Unterschöllenbach”

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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