Geheimnisse der Eckentaler Wanderwege
Die Sandgruben

Sandverladung an der Adler’schen Sandgrube (1935)

Wer mit offenen Augen die Eckentaler Wanderwege erwandert, wird herrliche Aussichten finden, aber auch viele „unscheinbare Dinge“, an denen man eher achtlos vorbeiläuft. In einer losen Serie stellt Peter Bajus einige dieser Orte vor und erzählt von deren Geheimnissen.

Wie der Sand in unsere Wälder kam

Die Entstehung von Sand in unserem Gebiet begann vor etwa 200 Mio. Jahren. Damals war die Region von wechselnden Flusslandschaften geprägt. Zunächst lagerte sich feines Tonmaterial ab und verfestigte sich zu Tonstein. Die Nordbayerischen Sandgebiete sind vor allem während der letzten Eiszeit entstanden, die vor etwa 10.000 Jahren endete. Während der Eiszeit wurde Material von hangaufwärts gelegenen Sandsteinen abgetragen und über dem Tonstein abgelagert. So entstand an diesem Standort ein zweigeteilter Schichtenaufbau aus Sand über Ton. 

Hinzu kam, dass der Sandstein im Lauf der Jahrmillionen den Naturgewalten ausgeliefert war, verwitterte und rasch zu Sand wurde. Mit dem vorherrschenden Westwind lagerte sich dieser – vor allem aus den westlich gelegenen Keuper-Sandstein-Gebieten Hassberge, Steigerwald und Frankenhöhe kommend – am Fuß des Frankenjuras ab.

Der Boden des westlich von Brand gelegenen Sebalder Reichswaldes besteht überwiegend aus Sand, mit unterschiedlichen Höhen. So entstanden in der Nähe der umliegenden Dörfer kleine Sandgruben im Sebaldiwald, um den Sand abzubauen. Der im Wald abgebaute Sand wurde in der Regel zum Bauen eingesetzt. Er war preiswert, da er aus der unmittelbaren Umgebung kam und keine teure Transportkosten verursachte.

Bauboom in Brand nach dem zweiten Weltkrieg

Die Bevölkerungszahl von Brand blieb über Jahrhunderte hinweg nahezu konstant, bis zum Ende des zweiten Weltkrieges. Zu dieser Zeit zählte man etwa 350 Einwohner. Durch die Folgen des Krieges erlebte Brand nach Kriegsende, wie alle Gemeinden der Umgegend, einen stetigen Zuzug neuer Bürger. Viele kamen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Auch sehr viele Ungarndeutsche aus Högyész suchten in Brand eine neue Heimat.

Daher gab es in den 1950er Jahren in Brand einen regelrechten Bauboom. Die Ungarndeutschen begannen in Eigenregie im Westen von Brand, nahe der Bahnlinie, Häuser zu bauen. Um die Baunachfrage auch für andere Vertriebene und sonstige Bauwillige zu befriedigen, wies die Gemeindeverwaltung von Brand das nördlichen Flurgebiet „Im Hallergarten“, an der heutigen „Jasminstraße“, zur Bebauung aus. Ebenso sollte dort auch ein Gewerbegebiet entstehen.

Im Brander Wald wird Sand abgebaut

Diese starke Baunachfrage verlangte größere Mengen an Baumaterial, insbesondere Sand. Ein größeres Vorkommen befand sich im Brander Wald im Flurbereich „Schwabachholz“, unweit der heutigen „TSV Brand-Sportanlage“.Das Fuhrunternehmen Schmidtmeier aus Eschenau baute dort den Sand ab und fuhr ihn, je nach Bedarf, zu den Baustellen in und um Brand.

Eine weitere Sandgrube im Brander Wald besaß Georg Adler, sen. aus Brand. Dieser betrieb eine Landwirtschaft und handelte zusätzlich mit landwirtschaftlichen Gütern und Düngemittel.Aus seiner Sandgrube baute er von 1934 bis etwa 1940 Sand ab. Dieser Sandabbau befand sich ca. 100 Meter westlich der heutigen „Annemonenstraße“, rechts im Wald, in Richtung des kleinen Flusses Schwabach, direkt an der ehemaligen Bahntrasse der Sekundärbahn Erlangen – Eschenau (im Volksmund „Seekuh“ genannt). Sie war nicht weit von der zuvor beschriebenen Sandgrube der Firma Schmidtmeier entfernt.

Den Sand, den er vor dem zweiten Weltkrieg dort abbaute, verkaufte er an die Deutsche Reichsbahn, die ihn für den Streckenausbau der Bahnlinie Nürnberg -Cheb (CZ) benötigte.

Damit der in Brand abgebaute Sand möglichst schnell an die Baustelle im Pegnitztal gelangte, stellte die Sekundärbahn Erlangen – Eschenau einen Transportzug mit zwei Güterwagen und einer Lok zum Transport zur Verfügung. Der Sand wurde mit kleinen Loren aus der Adler’schen Sandgrube gefördert und über eine Rampe direkt in die Güterwagen geschüttet.Näherte sich ein Linienzug, fuhr der Transportzug zum Ausweichen zur nahe gelegenen Brander Haltestelle, die mehrgleisig war.

Als Anfang der 1950er Jahre der Bauboom in Brand einsetzte, baute Georg Adler, jun. (er hatte das Geschäft des Vaters inzwischen übernommen) in seiner Sandgrube erneut Sand ab. Er belieferte ebenfalls die lokale Baunachfrage, allerdings nicht im großen Maße.

Der Sandabbau im Brander Wald wurde eingestellt

Der Sandabbau in Brand endete Anfang der 1960er Jahre, als der große Nachkriegsbauboom nachließ und die Adler’sche und die anderen Sandgruben im Wald weitgehend erschöpft waren. Heute hat sich der Wald das Terrain wieder zurückgeholt. Die Sandgruben sind fast völlig zugewachsen. Man kann sie aber noch gut erkennen.

Die Grube von Georg Adler befand sich nur wenige Meter rechts von der ehemaligen „Seekuh“–Trasse, kurz bevor der Wald auf der linken Seite beginnt. Da sie sehr tief ausgeschürft wurde erkennt man sie daran, dass der Wald an dieser Stelle sehr steil nach unten abfällt.Die Grube des anderen Sandabbaus im Brander Wald ist ebenfalls noch gut zu erkennen (Wegbeschreibung zu dieser Sandgrube siehe nachfolgend).

Wegebeschreibung

Wer die ehemalige Adler’sche Sandgrube sehen möchte, kann diese mühelos mit dem Eckentaler Rundwanderweg Nr. 2 erreichen. Man geht von der Bushaltestelle “Angersiedlung“, an der Brander Hauptstraße, ortswärts in westlicher Richtung in die „Jasminstraße“, an der „Wäscherei Waiz“ vorbei und folgt den Markierungszeichen des Eckentaler Rundwanderweges Nr. 2. Bei der Einmündung der „Anemonenstraße“ in die „Jasminstraße“, nach rechts durch die „Anemonenstraße“ laufen. An ihrem Ende rechts und mit dem sandigen Flurweg auf den Wald zugehen, am rechten Waldrand entlang.

Dieser Weg war die frühere Trasse der „Seekuh“ – Bahnlinie Eschenau – Erlangen. Nach ca. 100 Meter sieht man rechts im Wald die ehemalige Sandgrube von Georg Adler, kurz bevor auf der linken Seite ebenfalls der Wald beginnt.

Um den anderen Sandabbau zu besuchen, geht man den Wanderweg Nr. 2 in gleicher Richtung weiter, bis man im Wald an eine Waldwegekreuzung kommt. Der Rundwanderweg Nr. 2 biegt hier nach links ab. Genau in der Kurve des Weges zweigt ein Waldweg links ab. Nach wenigen Meter fällt der Weg nach unten ab. Wir stehen vor der ehemaligen Sandabbaugrube der Firma Schmidtmeier.

Möchte jemand den ganzen Eckentaler Rundwanderweg Nr. 2 wandern, findet er den Verlauf in der Wanderkarte des Marktes Eckental, die man an der Rathauspforte kostenlos erhält.

Quellen: Landesamt für Umwelt in Bayern, Bodenlehrpfad_Kalchreuth; Wikipedia „Bahnstrecke Erlangen – Eschenau“; Herbert Adler, Forth; Peter Bajus „Haus- und Familiengeschichten des Dorfes Brand“

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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