Geheimnisse der Eckentaler Wanderwege
Das Marienbild

Als Zeichen der Dankbarkeit wurde das Marienbild angebracht. Auf ihm kann man einen Spruch zum Gedenken an die verstorbenen Soldaten lesen. | Foto: P. Bajus
  • Als Zeichen der Dankbarkeit wurde das Marienbild angebracht. Auf ihm kann man einen Spruch zum Gedenken an die verstorbenen Soldaten lesen.
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Wer mit offenen Augen die Eckentaler Wanderwege erwandert, wird herrliche Aussichten finden, aber auch viele „unscheinbare Dinge“, an denen man eher achtlos vorbeiläuft. In einer losen Serie stellt Peter Bajus einige dieser Orte vor und erzählt von deren Geheimnissen.

Eckenhaider Kirchenweg

Die Katholiken von Eckenhaid gehörten seit Ende des 13. Jahrhunderts zur Pfarrei Kirchröttenbach. Wenn sie den sonntäglichen Gottesdienst besuchen oder die Sakramente empfangen wollten, gingen sie in das dortige Gotteshaus. Dies war über Jahrhunderte so.

Um nach Kirchröttenbach in die Kirche zu kommen, benutzten sie den sogenannten Kirchenweg. Er führte sie im Osten von Eckenhaid durch den Wald an den Soßweihern vorbei, über das Kirchenholz, zum Neuweiher (heute nicht mehr existent – der Neuweiher lag etwa an der Stelle, wo heute der „Teufelsgraben“ entspringt) und von dort in fast gerader Linie aus dem Wald heraus, wo sie den Mühlbach mit dem kleinen Spatzensteg querten. Der Weg führte sie dann nördlich an Herpersdorf vorbei direkt nach Kirchröttenbach.

Erst 1935 erhielten die Eckenhaider Katholiken in ihrem Ort ein eigenes Gotteshaus, das man in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Gänsweihers errichtete (heute Grünfläche vor dem Krieger-denkmal). Dieses neuerbaute Gotteshaus ersparte ihnen fortan den einstündigen Fußmarsch in die Kirche von Kirchröttenbach.

Das Gelübde

Kurz nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kehrten die beiden Brüder Theodor und Albrecht Weisel unversehrt aus dem Krieg wieder nach Hause zurück. Sie hatten bis zum Schluss des Krieges an der Westfront gekämpft. Ihre Familien wohnten wegen der Kriegswirren seit 1943 in Kirchröttenbach. Beide Brüder waren gläubige Männer. Albrecht Weisel war darüber hinaus auch ein Verehrer der Gottesmutter Maria.

Im Krieg hatte sich Albrecht Weisel geschworen, wenn er und sein Bruder unversehrt aus dem Krieg zurückkommen, will er ein Marienbild aufstellen, um sich immer daran zu erinnern, dass beide Brüder das Glück hatten gesund nach Hause zurück zu kehren, während viele ihrer Kameraden den Tod fanden und unendliches Leid über deren Familien kam.

Deshalb fasste er nach seiner Heimkehr den Entschluss aus Dankbarkeit über die unversehrte Rückkehr aus dem Krieg ein Marienbild als sichtbares Zeichen seiner Dankbarkeit aufzustellen.

Er ließ sich eine 85 x 35 cm Platte aus Holz anfertigen mit je einer senkrechten Schutzleiste links und rechts und einem spitz zulaufenden Dach, das die Platte von oben gegen Feuchtigkeit schützt. Auf diese Platte ließ er die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind im Arm aufmalen. Wer das Bildnis der Mutter Maria mit dem Jesuskind malte ist nicht mehr genau zu ermitteln. Es könnte aber der Großvater von Albrecht Weisel, Johann Albrecht Hofmann – er war Lithograph – gewesen sein, der zu dieser Zeit in Herpersdorf wohnte.

Auf der Holzplatte, direkt unter dem Marienbild, ist ein Spruch aufgeschrieben mit folgendem Text:

Wanderer! Eine Bitt!
Vor diesem Bild sollst du denken
an unsere toten Soldaten
und ihnen ein Vaterunser
undAve Maria schenken.

Sie haben ihr Leben für dich und
die Deinen hingegeben,
das vergiß Du nit!

Das Marienbild wird aufgehängt

Die Frage nach dem geeigneten Aufstellungsort des Marienbildes war schnell beantwortet – im Jagdrevier seines Vaters Georg Weisel, im Herpersdorfer Wald, und zwar am alten Kirchenweg von Eckenhaid nach Kirchröttenbach, unweit des „Teufelsgrabens“, sollte das Bild seinen Aufstellungsort finden.

1948 wurde das Marienbild am Kirchenweg an einem Kiefernbaum angebracht, nur wenige Meter vor dem noch jungen „Teufelsgraben“.

Somit erinnert das Bild an diesem Ort nicht nur an die glückliche Rückkehr von Albrecht Weisel aus dem Krieg, sondern Wanderer und Gläubige können seit dieser Zeit vor dem Marienbild innehalten, um ein Gebet zu verrichten und der vielen Soldaten gedenken, die nach dem Krieg nicht mehr nach Hause kamen.

Wegebeschreibung

Wer dieses Gedenk-Marienbild selbst in Augenschein nehmen möchte, erreicht es mit dem Rundwanderweg Nr. 6 der Eckentaler Wanderwege, ausgehend vom Parkplatz des Eckentaler Trimmplatzes. Nach weniger als 5 Minuten in südliche Richtung (entgegengesetzt zur Straße) findet man das Bild, etwa fünf Meter vom Wegesrand entfernt, auf der rechten Seite.Möchte jemand den ganzen Eckentaler Rundweg Nr. 6 wandern, findet er dessen Verlauf in der Wanderkarte des Marktes Eckental, die man an der Rathauspforte kostenlos erhält.

Quellen: Frau Renate Biller, geb. Weisel, Neunkirchen am Brand; Frau Luitgard Wagner, geb. Weisel, Germersberg; Herr Georg Kampfer, Großbellhofen

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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