GENAU HINGESCHAUT
Die Wegwarte – Mystik und Medizin

- Ein Schlaraffenland für die Gelbbindige Furchenbiene
- Foto: Walter Hufnagel
- hochgeladen von wochenblatt - Redaktion
Die antike Illustration (oben links) von O. W. Thomé zeigt die herausragenden Merkmale einer der häufigsten und dennoch bemerkenswertesten heimischen Blühpflanzen: der Wegwarte oder Zichorie (Cichorium intybus). Dass dieser Korbblütler besonders häufig an Wegrändern gedeiht, liegt an seinem Pionierverhalten, welches karge, nährstoffarme, z. B. durch Bauarbeiten gestörte Böden (Ruderalflächen) bevorzugt.
Zudem verträgt sie, dank ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel, extreme Trockenheit. Die am Boden ausgebreitete Blattrosette schützt zusätzlich vor Austrocknung. Kulturformen der Wegwarte sind z. B. Chicorée, Radicchio und die Wurzelzichorie. Die bis zu 160 cm hochwachsende Pflanze enthält einen Milchsaft, der an der Luft schnell austrocknet. Die Blütenkörbchen sind aus Zungenblüten aufgebaut und stehen seitlich am Stängel. Sie blühen von Mai bis Oktober und werden gerne von verschiedenen Insektenarten wie Schwebfliegen, Wildbienen, Käfern, besucht. Pro Pflanze werden täglich drei bis fünf Blütenstände geöffnet. Sie folgen dem Sonnenstand und wurden daher früher als „Sonnenbraut” bezeichnet. Abhängig von der Sonnenscheindauer sind die meisten am Nachmittag wieder geschlossen. Ihren Namen hat die ausdauernde Wegwarte einem Märchen zu verdanken. Es heißt, dass einst ein Bräutigam in die heilige Schlacht zog. Er versprach seiner blauäugigen Geliebten, heil und wohlbehalten zurückzukommen. So stand sie voller Hoffnung am Wegesrand und wartete viele Jahre auf dessen Rückkehr. Leider vergeblich. Gott erkannte ihr Leid und verwandelte die alte Jungfer in eine blühende Wegwarte. So können wir sie noch heute und alle Jahr wieder am Rand unserer Wege begrüßen.
Schon von alters her ist die Wegwarte zur Nutzung in der Küche bekannt. Die alten Griechen empfahlen die Zubereitung von Wurzel und Blätter zu Gemüse und Salat. Vor ca. 200 Jahren wurde die Pflanze als „Europäischer Kaffee” entdeckt. Die Gattin eines Offiziers litt unter Gallenfieber. Sie wurde mit gedörrten Wurzeln der Wegwarte behandelt und kam schnell wieder zu Gesundheit. Um diesen nicht besonders schmackhaften Trunk erträglicher zu bereiten, kam man auf die die Idee, die Wurzel vorher zu rösten. So entstand und verbreitete sich der „Zichorienkaffee”.
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Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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