Gedenken an ALBERT SCHWEITZER: 60. Todestag
"Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt!"

vom Glück der geteilten = doppelten Freude  | Foto: Dr. Manfred Schildknecht (1945-2025)
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LIEBE LESER, VORLESER UND ZUHÖRER! Den heute am 4. September 2025 stattfindenden 60. Todestag des Humanisten ALBERT SCHWEITZER, einem der bedeutenden Mediziner und Philosophen des 20. Jahrhunderts, einem Menschen, der tätige Nächstenliebe nicht nur von anderen forderte, sondern auch selbst praktizierte, nehme ich zum Anlass, seiner zu gedenken: 

Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 in Kaysersberg, Elsass, in einer protestantischen Pfarrersfamilie geboren. Nach dem Abitur studierte er in Straßburg Philosophie und Theologie und zusätzlich in Paris Orgel und Klavier. Seine besondere Liebe galt der Musik von Johann Sebastian Bach. Zum Abschluss seines Studiums promovierte er in Theologie und in Philosophie und wurde Dozent an der Universität Straßburg.

Seine Tätigkeiten als akademischer Lehrer an der Universität und als Prediger in einer elsässischen Gemeinde sowie als hervorragender Organist reichten ihm aber nicht aus. Er sah sich und sein Leben als privilegiert an, woraus sich für ihn besondere Verpflichtungen ergaben. Aus diesem Selbstverständnis heraus fasste er den Entschluss, sich dem Dienst am Nächsten zu widmen. Er bewarb sich als Missionar in einer der Kolonien in Afrika, wurde aber wegen seiner bekanntgewordenen liberalen Ansichten und seiner Ablehnung, sich Autoritäten zu unterwerfen, nicht angenommen. Aufgrund seiner Erfahrungen und Überlegungen kam er dann zu der Meinung, dass in Afrika vor allem Ärzte gebraucht würden, woraufhin er als drittes Studium auch noch Medizin studierte. In seiner Autobiographie schreibt Schweitzer dazu:
„Arzt wollte ich werden, um ohne Reden wirken zu können. Mit Freudigkeit hatte ich im Beruf des theologischen Lehrers und Predigers gestanden. Das neue Tun aber konnte ich mir nicht als ein Reden von der Religion der Liebe, sondern nur als ein reines Verwirklichen derselben vorstellen. Ärztliche Kenntnisse ermöglichten mir dieses Vorhaben in der besten und umfassendsten Weise.“

1913 war es dann soweit, dass Schweitzer den Dienst am Menschen in Afrika antreten wollte. Er reiste mit seiner Frau Helene, einer ausgebildeten Lehrerin und Krankenschwester, die er im gleichen Jahr nach vielen Jahren der Freundschaft geheiratet hatte, zu einer im Urwald gelegenen Missionsstation in Französisch-Äquatorialafrika. In Lambaréné, im heutigen Staat Gabun, musste er allerdings feststellen, dass zwar nicht das von der Missionsgesellschaft versprochene Spital vorhanden war, dass aber viele bedürftige Kranke auf medizinische Behandlung warteten. Schweitzer ließ sich von den widrigen Umständen aber nicht entmutigen und fing an, in einem stillgelegten Hühnerstall zu praktizieren. Nach und nach baute er mit Helfern den Hühnerstall zu einem Hospital aus und behandelte dort Kranke und Bedürftige, während seine Frau die Pflege aufbaute und organisierte. Beide waren sich einig, in ihrer Ehrfurcht vor dem Leben ihr eigenes Leben der humanitären Arbeit widmen zu wollen. 

vom Glück der Geborgenheit  | Foto: Dr. Manfred Schildknecht

Als der 1. Weltkrieg 1917 ausbrach, mussten Schweitzer und seine Frau als feindliche Ausländer das Land verlassen. Er kam in ein Gefangenenlager und, obwohl sich dort sein Gesundheitszustand drastisch verschlechterte, war er in der Lage, die Grundzüge seiner Ethik zu entwickeln, die besagt, dass der Einzelne allen anderen Leben die gleiche Ehrfurcht entgegenbringen muss und dass man sich nicht über ein anderes Leben stellen darf, sondern Leben erhalten und fördern soll. Aber er benannte auch das Dilemma, dass der Mensch immer wieder Leben schädigen oder sogar zerstören muss, um anderes Leben zu erhalten. (Um dafür ein kleines Beispiel zu geben: wenn er oder andere im Urwald von Giftschlangen bedrängt wurden, dann wurde es als unvermeidbar angesehen, diese zu erschiessen.)
Albert Schweitzer sagt als Hauptaussage in seiner Ethik: Die Menschen sind Wesen, die schuldig werden können oder aus einer Zwangsläufigkeit heraus werden müssen, dass aber immer auch darüber nachgedacht werden muss, ob es für das eigene Wohlergehen erforderlich ist, Einzelne oder sogar den Rest der Mitwelt zu schädigen.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 konnte Albert Schweitzer dann 1924 nach Lambaréné zurückkehren und seine Tätigkeit als Arzt wieder aufnehmen. Als Voraussetzung dafür musste allerdings nach den 7 Jahren Stillstand dort erst der notwendig gewordene Wiederaufbau des Hospitals geleistet werden. In den Jahren der Abwesenheit von Lambaréné hatte er die Familie als Pfarrer und als Organist mit Konzerten über Wasser gehalten, während seine Frau mit Vorträgen Spendengelder für die Fortführung des Hospitals gesammelt hatte.
 
Schweitzer wurde in seinem Leben zu einem Allrounder: Urwaldarzt, Theologe, Philosoph, Organist und Johann Sebastian Bach-Kenner. Aber er war trotz allem Guten, das er bewirkte, letztendlich doch auch ein Mensch mit Schwächen und Fehlern. Bekannt ist seine Neigung zum Jähzorn, weshalb er auch schon seit seiner Schulzeit bei seinen Mitschülern und Lehrern als „Feuerkopf“ galt. 

von der Befreiung, zu brüllen: ein tierischer "Feuerkopf"  | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
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Nach der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs engagierte sich der mittlerweile Siebzigjährige mit großem Engagement in der Friedensbewegung. Er reiste durch die USA, hielt Vorträge und seine Mahnungen, dass zwei Weltkriege mit ihren verheerenden Auswirkungen ausreichen müssten, um die Menschheit klüger zu machen, wurden gehört und auch anerkannt. 1953 erhielt Albert Schweitzer für sein Engagement den Friedensnobelpreis. Sein Buch „Das Problem des Friedens in der heutigen Welt“ wurde zum Bestseller. In einer gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern, u.a. mit seinem Freund, dem Physiker Albert Einstein, verfassten Resolution an die Vereinten Nationen, wandte sich Schweitzer entschieden gegen jede atomare Rüstung. Ihm war klar geworden, dass es sich hierbei um eine gravierende Menschheitsfrage handelt. 

Der Humanist Albert Schweitzer, einer der bedeutenden Philosophen und Mediziner des 20. Jahrhunderts, ein Mensch, der vorbildhaft für andere tätige Nächstenliebe praktizierte, starb am 4. September 1965, 8 Jahre nach seiner Frau Helene. Beide wurden in Lambaréné bestattet. Ihre Arbeit für das Hospital wurde in ihrem Sinne von ihrer Tochter Rhena fortgeführt und weiter ausgebaut. In seinem umfangreichen Werk aus theologischen, philosophischen und musikhistorischen Schriften appellierte er an das Gewissen des einzelnen Menschen und an die Verantwortung der Industrienationen. Seine Arbeit für ein menschlicheres Miteinander, für den Frieden, die Bewahrung der Schöpfung und den Respekt vor jeder Art von Leben wurde außer mit dem Friedensnobelpreis auch mit weiteren Preisen und Auszeichnungen gewürdigt.

Zum Schluss soll nicht unerwähnt bleiben, dass neuere Forschungen zum Werk von Schweitzer in Lambaréné auch zu kritischen Tönen geführt haben, da sein Hilfsprojekt auch von einer "Zivilisierung" der afrikanischen Bevölkerung geprägt gewesen sein soll. Schweitzer pflegte einen paternalistischen Umgang mit seinen schwarzen Mitarbeitern, die er als seine "kleinen" Brüder bezeichnete, was als Abwertung angesehen wird. Von Teilen der Fachwelt werden weitere historische Forschungen für erforderlich gehalten.  

"Man muss etwas, und sei es noch so wenig, für diejenigen tun, die Hilfe brauchen, etwas, was keinen Lohn bringt, sondern Freude, es tun zu dürfen." (Albert Schweitzer)

von der Freude, eine Banane zu schenken | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
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Im anerkennenden Gedenken
an das Leben und Wirken von Albert Schweitzer
- und in Erinnerung an eine erlebnisreiche Studienreise 2015 in Südafrika - 
Annegret Schildknecht

vom Glück der geteilten = doppelten Freude  | Foto: Dr. Manfred Schildknecht (1945-2025)
von der Freude, eine Banane zu schenken | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
von der Befreiung, zu brüllen: ein tierischer "Feuerkopf"  | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
vom Glück der Geborgenheit  | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
Autor:

Annegret Schildknecht aus Eckental

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