Wandergruppe des FC Kalchreuth
Bombenkrater im Buckenhofer Forst entdeckt

Den hier sichtbaren Bombenkrater entdeckte die Wandergruppe des FC Kalchreuth.  | Foto: © Ernst Bayerlein
  • Den hier sichtbaren Bombenkrater entdeckte die Wandergruppe des FC Kalchreuth.
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Die Wandergruppe des FC Kalchreuth fand kürzlich im Buckenhofer Forst in der Nähe des Dreiecksteines einen alten Bombentrichter aus dem 2. Weltkrieg. Er hat einen Durchmesser von etwa zehn Meter und eine Tiefe von fünf Meter, er ist mit Wasser gefüllt und an den Rändern eingewachsen. Interessant ist die Geschichte dazu. Ältere Einwohner können sich noch an die Zeit des zweiten Weltkrieges erinnern. Schon ab dem Jahr 1942, also vor 80 Jahren, wurde die Stadt Nürnberg ein besonderes Ziel der englischen und amerikanischen Flieger mit ihren totbringenden und zerstörenden Brand- und Sprengbomben. Sie war die Stadt der Reichsparteitage, der Rassegesetze und der Industrie. Die Piloten flogen mit den Bomben meist ab England los. Wurde das Ziel, das Stadtgebiet Nürnberg für den Bombenabwurf nicht erreicht so wurden die restlichen Bomben in der Umgebung einfach abgeworfen. So entstand wahrscheinlich der noch heute sichtbare Bombentrichter im Reichswald. Die Flugzeuge mussten für den Rückflug nach England leichter werden um schneller zurückzukommen.

In den Jahren bis 1945 wurde der Luftkrieg in dieser Gegend immer heftiger. Von der Kalchreuther Höhe aus konnte man sehr oft die brennende Stadt Nürnberg sehen.

Vor allem die Briten verschärften ab Mitte 1942 den Luftkrieg und griffen vermehrt auch Städte in Süddeutschland an. Die deutsche Luftverteidigung musste reagieren und um die gefährdeten Städte im Reich schützen. Rings um Nürnberg wurden in der Gegend sechs Flakstellungen aufgebaut und vier Befehlstände. Einer war in Kalchreuth am heutigen westlichen Heckacker, ausgestattet mit einem Suchscheinwerfer, einem Horchgerät, einem Maschinengewehrstand und einer Baracke als Wohnung für die Soldaten. Weitere Stellungen gab es in Heroldsberg, Stettenberg und Großgeschaidt. Eine englische viermotorike Lancaster I wurde im August 1942 mit einer Flakgranate abgeschossen. Ein älterer Kalchreuther Einwohner erinnert sich noch sehr genau und hat auch einen kleinen Bericht darüber geschrieben:

Es war in einer Augustnacht im Jahre 1942 als ein englisches Bombengeschwader einen Luftangriff auf Nürnberg flog. Wir Buben zwischen neun und dreizehn Jahren konnten dieses Geschehen hinter unseren Häusern im oberen Dorf aus gut beobachten. Man sah jeden Bombentreffer in Nürnberg und die vielen brennenden Häuser. Wir freuten uns wie ab und zu ein Flieger im Lichtkegel der Scheinwerfer erschien um vielleicht abgeschossen zu werden. Plötzlich war über uns ein riesiger Feuerball zu sehen dem ein heftiger Knall folgte, ein Flugzeug wurde von einer Flakgranate getroffen und stürzte wie ein brennender Christbaum ab. Nach diesem schrecklichen Erlebnis war unsere Neugier gestillt. Am nächsten Tag machten wir uns auf die Suche der Absturzstelle. Im nahen Wald fanden wir schon die ersten Teile des Flugzeuges, es waren zerfetzte Blechteile und später immer größer werdende Trümmer. In der Nähe der Wolfsmarter lagen dann schließlich die größten Teile der Maschine und die zum Teil zerfetzten Leichen der Besatzung. Es war für uns Kinder ein fürchterlicher Anblick den wir nie vergessen werden. Insgesamt waren es sieben Tote die dann einige Tage später mit militärischen Ehren im Kalchreuther Friedhof beerdigt wurden. Im Beerdigungsbuch der Gemeinde heißt es zu den Toten „Aus einem Flugzeug, die beim Nachtangriff auf Nürnberg im Flak-Kampf abgeschossen wurden“. Die Besatzung waren zwei Bordschützen aus Kanada, der Pilot aus Wales, der Bordfunker aus England, ein Beobachter aus Südaustralien, ein Bordschütze aus England und ein zweiter Pilot aus Australien. Heute ruhen die Toten auf dem Commonwealth Militärfriedhof in Dürnbach in Oberbayern. Der Krieg und die Fliegerangriffe gingen weiter bis Mai 1945. Die Teilnehmer der Wanderung machten sich so ihre eigenen Gedanken – was ist heute wieder mitten in Europa?                    EB

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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