Geheimnisse der Eckentaler Wanderwege
Der Fraischstein

Der Fraischstein ist eine steinerne, rechteckige Sandsteinsäule (25 x 40 cm) mit oben angespitztem Giebeldach, darunter vorne und hinten je ein Wappen und unten ein vergrößerter Sockel, der in die Erde eingebracht wurde. | Foto: Peter Bajus
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  • Der Fraischstein ist eine steinerne, rechteckige Sandsteinsäule (25 x 40 cm) mit oben angespitztem Giebeldach, darunter vorne und hinten je ein Wappen und unten ein vergrößerter Sockel, der in die Erde eingebracht wurde.
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Wer mit offenen Augen die Eckentaler Wanderwege erwandert, wird viele herrliche Aussichten finden, aber auch viele „unscheinbare Dinge“, an denen man eher achtlos vorbeiläuft. In einer losen Serie stellt Peter Bajus einige dieser Orte vor und erzählt von deren Geheimnissen.

Oberhalb von Illhof, unweit des ehemaligen Quellgebietes des Teufelsgrabens, im Illhofer Holz, direkt am Weg zwischen Illhof und Freiröttenbach (Eckentaler Rundwanderweg Nr. 8), steht heute noch ein sogenannter Rothenberger Fraischstein aus dem 16. Jahrhundert, genaugenommen der Fraischstein Nr. 6.

Das Gebiet um Schnaittach wird Fraischbezirk

Um zu verstehen, wie dieser Grenzstein dorthin gekommen ist, müssen wir in das 11. Jahrhundert zurückblicken. Zu dieser Zeit war das Gebiet um den Rothenberg und dem heutigen Schnaittach Eigentum des Kaisers und gehörte zum sogenannten Nordgau. Das Dorf Snaitaha (später Schnaittach) wurde 1011 an das neu gegründete Bistum Bamberg verschenkt.

Durch die Rodung und Besiedelung des Gebietes zwischen dem Schnaittachtal und dem Rednitz-/Regnitztal, dem sogenannten Königswald, siedelten sich immer mehr Menschen im Schnaittachtal an. Das Dorf Snaitaha wuchs recht schnell durch den Zuzug von Handwerker und Händler. Diese Ballung von Menschen führte auch zu Zwist und Streitigkeiten, so dass sich um 1025 die Bamberger Besitzer bei der für die Rothenberger Gegend zuständigen Obrigkeit, dem Herzog von Sulzbach, beklagten und ihn baten für Recht und Ordnung in diesem Gebiet zu sorgen.

Diese sandten zur Verwaltung des Gebietes Ministerialen (unfreie Ritter), die für Recht und Ordnung sorgen sollten. Als erstes Verwaltungsgebiet kann man die Täler der Bäche Röttenbach und Schnaittach samt ihrem Einzugsgebiet annehmen. So kam es zu einer ersten Fraisch (Gerichtsbezirk) in dieser Gegend. Das Gebiet nannte sich fortan Rothenberger Fraisch bzw. Gerichtsbezirk des Pflegamtes Rothenberg, später Herrschaft Rothenberg. Die neuen Herren erbauten zu ihrem Schutz und Rückhalt um 1050 eine erste Burg, nördlich von Schnaittach auf dem Rothenberg, und nannten sie Burg Rothenberg.

Durch die Besiedelung des Königswaldes, weitete sich das Gebiet der Rothenberger Fraisch stark nach Westen aus. Von Schnaittach aus erfolgte die Besiedelung in Richtung Westen bis nach Frohnhof bei Forth, denn dort bestand von alters her eine Furt durch die Schwabach. Dieses neu besiedelte Land wurde später dem Amt Rothenberg zur Verwaltung zugeschlagen.

Der Rothenberg wird böhmisch

Ab 1353 begann der schrittweise Übergang des Rothenbergs an Kaiser Karl IV., der nach der Inbesitznahme der verpfändeten pfälzischen Ämter sein neuböhmisches Territorium begründet hatte. 1360 kaufte Kaiser Karl von den Burggrafen von Nürnberg alle Lehensrechte, die mit der Burg Rothenberg verbunden waren. 1363 wurde sie Sitz eines umfangreichen Hochgerichtsbezirks und im Lauf der Jahre stark ausgebaut, sowohl militärisch als auch zivil.

Als Eigentum des Kaisers gewann der Rothenberg nicht unerheblich an Bedeutung. Beamte und Handwerker ließen sich außerhalb der Mauern nieder. Diese Ansiedelung wuchs stetig an und erhielt eine Kirche und Mauern und wurde schließlich zur Stadt Rothenberg.

Die Ritter des Rothenbergs schließen sich zu Ganerben zusammen

1478 schlossen sich 44 Mitglieder (später 133) der Burggrafen, die mittelbar und unmittelbar auf der Burg Rothenberg saßen zu einer Ganerbschaft1 zusammen. Sie erwarben von Pfalzgraf Otto II. von Mosbach die Burg und die Stadt zum Rothenberg mit den Kirchenlehen, dem Markt Schnaittach und den dazugehörigen Dörfern, Höfen und dem Recht des Kirchweihschutzes in allen Orten. Die Gemeinschaft der Ganerben war eine Schwurgemeinschaft. Sie saßen fortan als Afterlehensleute (Nachlehensleute) auf der Burg, da sich die Pfalz die Lehens- und Landeshoheit sowie das Recht, die Burg im Kriegsfall militärisch zu besetzen (Öffnungsrecht) vorbehalten hatte. Die Oberlehnsherrschaft Böhmens blieb davon unberührt.

Das Territorium der Ganerben wird durch Grenzsteine markiert

Die Ganerben schienen sehr streitlustig zu sein. Ende des 15. Jahrhunderts galt die Burg als „Wespennest“, mit dem selbst Fürsten ungern in Konflikt gerieten. Schnell war die Reichsstadt Nürnberg zum Hauptfeind der Ganerben geworden. Die Situation verschärfte sich, nachdem das Rothenberger Land infolge des Landshuter Erbfolgekrieges (1504/05) eine Enklave in den Nürnbergischen Ländereien geworden war. In zwei Verträgen wurde 1523 und 1540 der genaue Grenzverlauf festgelegt und Territorialstreitigkeiten weitgehend beigelegt. Auch von ihrem oben erwähnten Patronatsrecht machte die Ganerbenschaft Gebrauch und führte 1529 die lutherische Konfession ein. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Maximilian von Bayern vom Kaiser mit dem Rothenberg belehnt und forderte dessen Rekatholisierung. Da die Ganerben jedoch nicht bereit waren, dieser Forderung nachzukommen, machte der Kurfürst von seinem Öffnungsrecht Gebrauch und besetzte die Veste. Die Ganerbenschaft, die dadurch de facto die Kontrolle verloren hatte, entschloss sich, die Befestigung an den Kurfürst von Bayern zu verkaufen.

Aussehen der Fraischsteine

Die Rothenberger Fraisch bzw. der Gerichtsbezirk des Pflegamtes Rothenberg war einst mit 48 Grenzsteinen - den sogenannten Fraischsteinen - genau markiert und grenzte das Gebiet vom Territorium der Reichsstadt Nürnberg ab. Heute stehen nur noch 14 (siehe Karte auf der nächsten Seite) in der Flur.

Der Fraischstein ist eine steinerne, rechteckige Sandsteinsäule (25 x 40 cm) mit oben angespitztem Giebeldach, darunter vorne und hinten je ein Wappen und unten ein vergrößerter Sockel, der in die Erde eingebracht wurde. Die Höhe der Fraischsteine variierte zwischen 65 und 100 cm ab Sockeloberkante. Der Fraischstein Nr. 6 ragt 70 cm aus dem Erdboden (1990). Dieser Grenzstein war bis 1985 stark eingesunken und nur noch ca. 15-20 cm sichtbar. Er wurde 1985 ausgegraben und an gleicher Stelle neu gesetzt, sodass er wieder etwa 70 cm aus der Erde ragte.

Leider wurde der Stein drei Jahre später gestohlen, aber 1990 wiedergefunden und erneut an seinem angestammten Platz aufgestellt. Heute (2021) ragt der Stein nur noch 58 cm aus der Erde.Der Fraischstein Nr. 6 hat auf der einen Seite (zum Weg hin) das Nürnberg-Wappen und auf der anderen Seite das Rothenberg-Wappen (das „Rote Haus).

Leider ist das Nürnberger Wappen stark beschädigt. Der obere Teil des Wappens fehlt (ca. 15-20 cm.) und dürfte abgefahren worden sein als der Stein eingesunken war. Der Rest des Wappens ist noch gut und wenig verwittert. Es ist auf dem Stein spiegelverkehrt. Das Rothenberger Wappen auf der anderen Seite zeigte ursprünglich reliefartig das „Rote Haus“ als hohes Gebäude mit Dach dargestellt, das auf 3 – 4 balligen Bergen steht und links seine Giebelseite und rechts seine Längsseite zeigt. Die Giebelseite zeigt im oberen Stockwerk 2-3 Fenster, die Längsseite 3-5 Fenster. Eine Etage darunter 2-3 Fenster. Bei der Giebelseite wird ganz beim Berg ein Burgtor dargestellt. Das Haus auf der Rothenberg-Seite des Fraischsteines Nr.6 ist durch die Verwitterung nicht mehr sichtbar. Die drei Hügel unten stecken in der Erde und sind ebenfalls nicht mehr sichtbar.

Wegebeschreibung

Wer den hier beschriebene Fraischstein sehen möchte, findet diesen mühelos mit dem Eckentaler Rundwanderweg Nr. 8. Bester Startpunkt ist Illhof in der Ortsmitte, an der Bushaltestelle. Man folgt dem Markierungszeichen des Rundwanderweges Nr. 8 in östlicher Richtung mit dem breiten Flurweg aus dem Ort heraus. Nach ungefähr 750 Meter erreicht man eine Wegekreuzung mit schöner Aussicht (Bank). Geradeaus weiter in den Wald, am Wasserhochbehälter vorbei. Der Wanderweg Nr. 8 stößt nach wenigen Meter auf einen breiten Waldweg. Diesen weiter in Richtung Lillinghof. Nach etwa 300 Meter, an einer Waldwegekreuzung befindet sich der Grenzstein direkt an der rechten Seite des Weges.Möchte jemand den ganzen Eckentaler Rundwanderweg Nr. 8 erwandern, findet er den Verlauf des Weges in der Wanderkarte des Marktes Eckental, die man an der Rathauspforte kostenlos erhält.

Quellen: Die Fraisch-Grenze des Amtes Rothenberg (Heimat und Geschichtsverein Neunkirchen am Sand), Wikipedia: Rothenberg (Festung), Rothenberg – Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft

Der Fraischstein ist eine steinerne, rechteckige Sandsteinsäule (25 x 40 cm) mit oben angespitztem Giebeldach, darunter vorne und hinten je ein Wappen und unten ein vergrößerter Sockel, der in die Erde eingebracht wurde. | Foto: Peter Bajus
Die Rothenberger Fraisch – gelb eingefärbt – mit den 48 Fraischsteinen. Jeder Stein ist nummeriert. Die noch vorhandenen Steine sind rot markiert. | Foto: privat
Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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