Tour de Franconie
300 Rennen gewonnen: Eckentals Radsport-Ikone Horst Gnas

Gelassen und eloquent in der Gartensitzecke sitzend, vor sich die Bildund Zeitungsdokumente, blickt Horst Gnas auf seine erfolgreichste Zeit als Sportler zurück. | Foto: Georg Heck
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  • Gelassen und eloquent in der Gartensitzecke sitzend, vor sich die Bildund Zeitungsdokumente, blickt Horst Gnas auf seine erfolgreichste Zeit als Sportler zurück.
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Der Eschenauer Horst Gnas ist bis heute einziger fränkischer Radsport-Weltmeister. In seiner 20-jährigen Radsportkarriere hat er rund 300 Rennen auf der Bahn und auf der Straße gewonnen, drei Mal hintereinander holte er den Weltmeistertitel bei der Steher-WM der Amateure. Die meisten Strecken der am Sonntag endenden Tour de France hat er selbst mit dem Rennrad bewältigt. Heute fährt der 79-Jährige lieber in Franken (französisch »Franconie«), so wie hier im lockeren Tritt von Eschenau auf die Kleingeschaidter Höhe.

Um die 80 km mit dem Rennrad fährt er fast täglich und bringt so immer noch 10.000 bis 12.000 km im Jahr zusammen. Erst Anfang September ist Horst Gnas mit seinem Velo in zwei Tagen von Dessau die 330 km nach Eschenau geradelt. Derzeit ist er sehr natürlich an der Tour de France sehr interessiert, die kommenden Sonntag mit der letzten, 122 km langen Etappe von Mantes-la-Jolie bis zur Champs-Élysées endet.

1973: der siegreiche Horst Gnas grüßt seine Fans. | Foto: Foto Kaiser

Der Senior-Athlet weiß wovon er spricht, wenn er über die Frankreich-Rundfahrt plaudert. Er kann die Leistung der Radprofis am besten beurteilen, da er die Topografie kennt. Nach seiner aktiven Zeit war er des Öfteren in Frankreich zu seiner persönlichen Tour de France und hat dabei die meisten Streckenabschnitte, auch die schwierigsten Bergetappen in den Alpen und den Pyrenäen, mit verschiedenen Rennradfahrer-Gruppen bewältigt. Spannend ist vor allem, wie sich das bedeutendste Radrennen der Welt, vor allem auch im Hinblick auf die Corona-Pandemie, weiterentwickelt, wie er sagt. Neben den Spitzenathleten und Klassement- Fahrern gilt dabei sein Augenmerk natürlich auch besonders dem Abschneiden der bekanntesten deutschen Tour-Teilnehmer wie Simon Geschke (bei Redaktionsschluss Platz 35), Emanuel Buchmann (85), Lennard Kämna (94), Nils Politt (95), Tony Martin (96), Maximilian Schachmann (111) und Andre Greipel (123).

Horst Gnas mit Siegerkranz. | Foto: Repro Georg Heck

Horst Gnas – ein Leben auf dem Rennrad

„Ein Leben auf dem Rennrad“ – so bezeichnet der 79-jährige seine sportliche Leidenschaft. Seit jeher athletisch und topfit, wie er sagt, schildert Horst Gnas, wie „das Rennrad mein lebenslanger Begleiter“ wurde und listet die Erfolge auf, als wäre es gestern gewesen. Bis heute ist er der einzige fränkische Radweltmeister. Als „Steher-Ass“ feierte in den 70er Jahren seine größten Erfolge, war mehrfacher Deutscher Meister und dauernd in der Weltklasse zu finden. Drei Mal hintereinander stand er auf dem Siegerpodest und holte den Weltmeistertitel bei der Steher-WM der Amateure. Nachdem er bei der Rad-WM 1970 in Leicester, damals noch für den „Ring Nürnberger Radfahrer“ startend, im spannenden Finale die Silbermedaille errang, wechselte er zum RC Herpersdorf. Hier wurde Horst Gnas schließlich der bis heute erfolgreichste fränkische Amateur-Steher, der bei den Weltmeisterschaften 1971 in Varese/Italien, 1972 in Marseille (jeweils mit dem Belgischen Schrittmacher Bruno Walrave) und bei der WM 1973 im spanischen San Sebastian (mit Schrittmacher Hans Käb) jeweils verdient die Goldmedaille der WM holte.

In Dessau in der ehemaligen DDR geboren ist er 1957 in die BRD übergesiedelt und Ende der 1950er Jahre wurde Nürnberg die neue Heimat des gelernten Installateurs, der sich dann als Amateur dem „Ring Nürnberger Rennfahrer“ anschloss. Es zeigte sich sein Talent und seine Vielseitigkeit, die besseren Möglichkeiten waren die Grundlage für noch mehr Begeisterung und entfalteten seinen Ehrgeiz, so dass er bald bei Bahn- und Straßenrennen erfolgreich im Rennsattel saß. In seiner etwa 20 Jahre andauernden erfolgreichen Radsportkarriere hat er rund 300 Rennen auf der Bahn und auf der Straße gewonnen. Das Ende der „Radrennbahn am Keller“ seiner Haus-Bahn, der alten Piste am Reichelsdorfer Keller bedauert der Weltmeister sehr. Wehmütig sagt er, „damit wurde ein bedeutendes Stück erfolgreicher fränkischer Radsport-Geschichte beendet“. Optimistisch sieht er mit dem Bau einer geplanten 250-Meter-Hallenbahn im neuen Velodrom in Nürnberg Langwasser eine neue Zukunft für seinen Traditionssport für Steher und Schrittmacher und den weitgefächerten Bahnradsport den es in Nürnberg schon seit 1904 gibt. Drei bis viermal jährlich trifft er sich immer noch mit seinen Vereinskollegen vom RC Herpersdorf zu Gruppenausfahrten.

Das Steher-Erfolgsduo der 70er Jahre: Horst Gnas (links) mit seinem legendären Schrittmacher, dem Belgier Bruno Walrave. | Foto: Achivfoto Marr
  • Das Steher-Erfolgsduo der 70er Jahre: Horst Gnas (links) mit seinem legendären Schrittmacher, dem Belgier Bruno Walrave.
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Nach einigen Jahren in Schwaig hat Gnas, der einst zwei Textilreinigungen in Röthenbach an der Pegnitz und Nürnberg betrieb, 1976 in Eschenau gebaut. „Seitdem ist Eschenau meine Kraftquelle“, wie er sagt. Horst Gnas genießt in Eschenau großes Ansehen, so fungierte er auf Einladung vom Markt Eckental als Ehrengast, als eine Art Pate beim ersten Spatenstich des Radweges von Eckental nach Lauf. Mit einem kleinen Seitenhieb auf das Eckentaler Bauamt bemängelt er aber, dass der Übergang an der Asphaltmischanlage immer noch unbequem abrupt ist, was ihm regelmäßig den Spott seiner Radkollegen einbringt.

Im Gespräch über das Radfahren im Allgemeinen schätzt er vor allem die Bemühungen für den Ausbau des Radwegnetzes in der Region. Die Corona-Regeln sind für ihn kein Problem, da er meistens alleine unterwegs ist. In seiner Vorbildfunktion nimmt er Kritik an den Radfahrern durchaus ernst und fordert mit mehr Rücksichtnahme aufeinander mehr Fairness von allen Seiten, von Radfahrern, Autofahrern und Fußgängern. Beharrendes ignorieren von vorhandenen Radwegen stößt bei dem erfahrenen Radfahrer auf absolutes Unverständnis. Ein „unbedingtes Muss“ dagegen ist das Tragen eines Fahrradhelmes. Die Entwicklung der sehr in Mode gekommenen EBikes sieht er mit dem Blick auf mehr Bewegung der Bevölkerung ganz positiv. Auf sich selber gemünzt sagt er, „Radfahren ist wie eine Sucht – ich kann schon aus gesundheitlichen Gründen nicht aufhören, denn ich brauche die Belastung“.

Georg Heck

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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