Leserbrief
Verbesserungschancen bei der Gräfenbergbahn

Die Gräfenbergbahn ist ein gutes Beispiel für die Zwiespältigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs. Sie verbindet die Gemeinden des östlichen Erlanger Oberlandes mit dem U-Bahnnetz Nürnbergs und ist so die wesentliche Nord-Süd-Achse des lokalen ÖPNV. Sie erlaubt nicht nur Schülern und Berufspendlern, täglich ohne Auto auszukommen. Sie ist auch Einstiegschance in Ausflüge in die fränkische Schweiz. Es ist gut, dass es sie gibt . Man muss ja gar nicht so weit schauen, um Regionen zu finden, die gerne eine vergleichbare Bahn hätten - Stichwort Stadt-Umlandbahn.

Daher ist es natürlich auch wichtig, dass die laufenden Sanierungen stattfinden. Die damit verbundenen, zeitlich beschränkten Fahrplanänderungen - wie der Einsatz von Schienenersatzverkehr bei Brückenreparaturen - sind notwendig. Ich denke aber, auch über die Sanierungen hinaus besteht Verbesserungsbedarf. Denn es gelingt offenbar nicht, einen ausreichend-zuverlässigen Zeitplan einzuhalten.

Die Gräfenbergbahn wird im wesentlichen von Schülern genutzt, um die Schulen in Gräfenberg, Eschenau und Nürnberg zu erreichen. In Nürnberg gibt es eine Vielzahl von weiterführenden Schulen, deren Unterricht um 8 Uhr beginnt. Bei einer Ankunft um 7:39 Uhr am Nordostbahnhof haben die Schüler 4 min Zeit, den Fußweg vom Bahngleis zur U-Bahn zu bewältigen. Dann kommen ein paar Minuten U-Bahnfahrt, gefolgt von Fußwegen. Viele Schulen sind so gerade erreichbar. Verspätet sich die Gräfenbergbahn aber um 4 Minuten, dann verpassen die Schüler die entscheidende U-Bahn. Glück haben da natürlich Schüler der Schulen, die fußläufig vom Nordostbahnhof erreichbar sind. Die U-Bahn fährt zwar alle 5 Minuten, aber genau diese 4 bis 5 Minuten entscheiden über pünktliches Ankommen an vielen Schulen. Bei der Gräfenbergbahn ist diese Verspätung fast die Regel, so dass Schüler aus deren Einzugsbereich an Nürnberger Schulen den Ruf haben, immer zu spät zu kommen.

Einige Schulen lassen das nicht zu und drohen bei zu häufiger Verspätung mit Schulverweisen. Die Folge ist, dass Schüler einen Zug früher fahren, also bereits planmäßig um 7.12 Uhr am Nordostbahnhof ankommen. Sie vertrödeln also jeden Schultag rund 25 Minuten irgendwo in Nürnberg, um zuverlässig pünktlich zu sein. Selbst dann, wenn keine besonders großen Verspätungen auftreten, wie sie in den letzten Wochen wieder vermehrt auftraten. In solchen Situationen bringen nicht wenige Eltern ihre Kinder doch noch schnell mit dem Auto zur Schule - und genau das sollte ein ÖPNV ja eigentlich verhindern.

Ich möchte daher mit diesem Leserbrief eine Diskussion unter den an der Gräfenbergbahn liegenden Gemeinden anregen. Wäre es vielleicht sinnvoll, gemeinsam mit konkreten Vorschlägen auf die Gräfenbergbahn zuzugehen? Würde es z.B. irgendwo zu Problemen führen, wenn alle Fahrten der Gräfenbergbahn vormittags einfach 5 Minuten früher geplant würden? Wäre das die optimale Änderung, welche anderen Optionen könnten zusammengetragen werden? Wodurch entstehen die häufigen Verspätungen im Minutenbereich und könnte man die nicht einfach in den Fahrplan einplanen?

Vielleicht könnten dabei sogar die Jugendlichen selbst einbezogen werden und dadurch erleben, wie politisches Handeln gelingen kann.

Kalchreuth hat mit der - wie ich finde sehr lobenswerten, kürzlich durchgeführten - Jugendkonferenz ja schon erste Erfahrung gemacht. Es kommt hier eher auf schnelle, kleine Verbesserungen des Bestehenden als auf große Investitionen an.

Liebe Gemeinderäte von Heroldsbergs, Kalchreuth, Eschenau, Igensdorf und Gräfenberg: bitte überlegen Sie, ob und wie Sie hier aktiv werden wollen.Ich glaube, es gibt Chancen, den ÖPNV in der Region auch mit kleinen, realistischen Maßnahmen deutlich attraktiver zu machen.
Auf gemeinsame Wünsche aller anliegenden Gemeinden reagiert die Gräfenbergbahn sicher eher, als auf die von einzelnen vorgebrachte Kritik.

Dr. Jörg Freudenberger, Kalchreuth

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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