Inge Enzmann stellt aus
Kunst trifft Hospiz

Inge Enzmann mit einem ihrer Bilder in der Ausstellung
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„Kunst trifft Hospiz“ unter diesem Motto öffnete der Hospizverein Eckental mit Umgebung e.V seine Türen für die Eckenhaider Künstlerin Inge Enzmann. Aber wer ist diese Frau ? In Eckental und weit über die Grenzen hinaus kennt man sie als Bogenschützin und Sportfunktionärin, die 1988 bei den Paralympischen Spielen in Seoul die Silbermedaille im Mannschaftswettbewerb gewonnen hat. Sie ist nicht nur Landestrainerin im BVS Bayern (Behinderten- und Rehabilitationsverband) für Bogenschießen und trainiert dort die Sportler bis zur möglichen Teilnahme an den Paralympics, sondern kümmert sich auch geduldig, sowie erfolgreich, um den Nachwuchs im Erlanger Bogensportverein. Für ihre Leistung, ihren unermüdlichen Einsatz im Behindertensport, erhielt Enzmann 2013 das Bundesverdienstkreuz am Bande.

In den Räumen des Hospizvereins stellt Inge Enzmann nun bis September 2023 ihre Bilder aus, welche in der Maltechnik "Dot Painting", also als Punktmalerei angefertigt wurden. Diese traditionelle Kunstform stammt von den Aborigines in Australien. Die Kunstwerke werden auf allen möglichen Oberflächen wie Steinen, Leinwand und Holz mit Acrylfarben geschaffen und bestehen aus kleinen Punkten oder Tupfen. Die Kunstform Dot Painting hat eine ganz besondere Wirkung auf den Betrachter, es geht eine Magie von den Bildern aus, die meditativ und beruhigend wirkt.

Bei der Ausstellungseröffnung in der letzten Woche stelle Petra Schulze, Vorstandsmitglied des Hospizvereins, die 78 Jährige Künstlerin in ihren Rollstuhl vor. Enzmann hatte eine Ausbildung zur Drogistin gemacht. Seit jeher war die Eckenhaiderin sportbegeistert und spielte früher Handball. Seit1981, nach einer Operation an der Wirbelsäule, ist die agile und lebensfrohe Frau auf den Rollstuhl angewiesen. Sport wollte Enzmann aber weiterhin betreiben und kam so letztlich zu Pfeil und Bogen. Besonders große Freude bereitet ihr immer noch das Bogensporttraining mit Kindern. Aber auch im Dorfleben ist die Frau integriert und der Rollstuhl ist kein Hinderungsgrund sich auszuschließen, sagt die sympathische Seniorin welche sich auch am Schmücken des Osterbrunnens in Eckenhaid beteiligt. Enzmann ist sehr vielseitig interessiert und hat deshalb auch alle Kontinente auf dieser Welt mindestens einmal bereist.

Als Inge Enzmann den Gästen ihre Reiseerlebnisse sehr emotional schilderte war es in dem großen Raum des Hospitzvereins mucksmäuschenstill. Jede Kultur hat ihre eigene Religion so die Künstlerin die damit den Bogen zu den Ureinwohner Australiens spannte. Die Geschichte der Aborigines liegt sehr weit zurück. Erst mit der Ankunft der Europäer trat eine Wendung ein. Sie leiden heute noch darunter. Als Enzmann das Land 2016 besuchte hatte sie ein einschneidendes Erlebnis. Eine alte Frau kam auf sie zu nahm ihre Hände schaute ihr in die Augen und sprach zu ihr. Verstanden hatte Enzmann zwar kein Wort von dem gesagten aber im Geiste fühlen sie sich verbunden. Später erst verstand Enzmann das es um die Traumzeit geht um das Erkennen vom Ursprung des Lebens. Die Kultur der Aborigines ist sehr vielfältig und ist die älteste Kultur welche heute noch existiert. Im Zentrum stehen spirituelle Verbindungen, Nachhaltigkeit und Verantwortung für Familie und Land. Die australischen Ureinwohner hatten keine Schriftsprache. Somit hatten deren Kunstwerke eine zentrale Bedeutung für Überlieferungen und die allgemeine Kommunikation unter den Generationen. Dies war für die Eckenhaiderin letztendlich der Anstoß sich selbst in dieser speziellen Maltechnik zu versuchen.

Auf Grund der tiefen Verbundenheit der Ureinwohner mit ihrem Land, geht die Kraft der Elemente über das physische hinaus und reicht bis ins spirituelle. Die Darstellung der Natur in den Kunstwerken bringt dies oftmals deutlich zum Ausdruck. Sterne sind bei dem Volk der Aborigines von großer Bedeutung, da sie eine zuverlässige Quelle der Orientierung darstellen. Tiere werden meistens durch ihre charakteristischen Spuren dargestellt. So werden Spuren von Kängurus durch zackenförmigen Abdruck gezeichnet, den die Füße im Sand hinterlassen, sowie durch eine Linie in der Mitte, die die Abdrücke des Schwanzes darstellen. Einige Tiere haben in der Kunst der Aborigines eher eine spirituelle Bedeutung. Als grundlegendes Element des Schöpfungsglaubens der Aborigines und als Symbol der Stärke und Kreativität spielt die Schlange in den Kunstwerken eine wichtige Rolle - die Regenbogenschlange. Eine weitere ebenso wichtige Bedeutung hat die Schildkröte. In der Kunst der Aborigine verkörpert diese Schutz vor allen Bösen. „Dot Painting“ hat eine ganz besondere Wirkung, wenn man die Arbeit betrachtet, wird man merken, dass es eine Magie besitzt, die meditativ und beruhigend wirkt.

Die Gäste waren beeindruckt von den Erlebnissen welche die Künstlerin zum Teil in ihre Gemälde einfließen ließ. Alle Bilder in der Ausstellung stehen zum Verkauf. Der Erlös geht vollständig an den Hospizverein. Bemerkenswert dabei, dass am Ende der Vernissage bereits fünf der ausgestellten Bilder in der Punktmaltechnik einen neuen Besitzer fanden. Unter den interessierten Gästen waren auch die Nachbarinnen von Enzmann, Daniela Holfelder und Karin Friedrich. In persönlichen Gesprächen mit ihnen kam deutlich die Lebensleistung ihrer Nachbarin zur Sprache. Die Rollstuhlfahrerin Enzmann versorgte auch bis zuletzt ihren erkrankten Mann. Hut ab vor dieser Frau, deren Lebenslust sich auch auf andere überträgt.

Die Ausstellung kann zu den Büroöffnungszeiten des Hospizvereins, Montag und Donnerstag von 9 – 12 Uhr und Mittwoch von 14 – 17 Uhr, besichtigt werden. Wir sind täglich (von Montag bis Sonntag) von 9 – 20 Uhr unter Tel. 09126 / 2979880 oder 0173 3545904 erreichbar sagt die Vorsitzende Karin Koeppe.
Udo Schuster

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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