St. Anna Forth und St. Georg Igensdorf
Bezirksübergreifend Gottesdienst gefeiert

Pfarrerin Stefanie Grasruck und Pfarrer Leonhard Hewelt im Portal der gut besuchten Kirche St. Anna in Forth. | Foto: Dr. Martina Switalski
  • Pfarrerin Stefanie Grasruck und Pfarrer Leonhard Hewelt im Portal der gut besuchten Kirche St. Anna in Forth.
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Dieses Gemeindezusammentreffen war neu und alt zugleich: St. Anna in Forth und St. Georg in Igensdorf feierten am 3. August zusammen Gottesdienst. Auch wenn es aufgrund durchnässter Wiesen und Regen nicht „auf der Röth“, der Flur zwischen Frohnhof und Affalterbach, stattfinden konnte, war es bedeutsam, weil alte Wunden heilen.

Bei der Gebietsreform 1972 wurde das heute 250-Seelen Dorf Frohnhof Mittelfranken bzw. Eckental zugeschlagen. Die evangelischen Seelen hatten sich zu entscheiden. Bei den Gräbern und dem kirchlichen Herkommen in Igensdorf bleiben oder aber den radikalen Bruch aller oberfränkischen Wurzeln hinsichtlich Schule (Affalterbach), Rentamt (Gräfenberg), Landwirtschaftsschule (Forchheim) etc. auch kirchlich zu vollziehen. Gerade für die Bauern der „Sieben Dörfer“, die genossenschaftlich Maschinen teilten und in dem Bewusstsein lebten, die Igensdorfer Kirche schon vor dem Bau 1685 mitgestaltet zu haben, war diese Frage essentiell.

Vor 500 Jahren tatkräftig reformiert

Die Bauern von Stöckach, Igensdorf, Ober- und Unterlindelbach, Etlaswind, Affalterbach und Frohnhof sind protestantisches Urgestein und haben tat- um nicht zu sagen schlagkräftig dafür gesorgt, dass die Reformation nach dem Übergang Nürnbergs 1525 auch in ihrer Kirche – also damals Stöckach- umgesetzt wird. Die vom Bamberger Bischof geschickten Priester wurden laut einer Chronik des Stöckacher Pfarrers Erlwein (1889-1898) harsch vertrieben. 1571 ließ der Mesner von „Stöckig“ ausrichten, dass er und die „Bauern eher die Kirch einreißen“ als wieder die alte Religion des Papstes annehmen wollten. 1578 brachen sie gewaltsam in die Kirche ein, um das Sakrament des Abendmals in beiderlei Gestalt nach more Lutheranum zu erpressen. „Bildnisse werden auf Haufen geworfen, [deren] Arme und Füße abgeschlagen und arg verstümmelt. Mit einer Eisenstange, welche man aus dem Gitter der Sakristeifenster gebrochen“. Auch die Beerdigungen mussten die Bauern nach lutheranischem Ritus erkämpfen. Als Anna Wölfelin aus Frohnhof am 23. Juni 1697 zu Grabe getragen werden sollte, sperrte der Mesner Gnoll die Leiche aus. Die Frohnhöfer drangen bei der Glockentür ein, das „Deckblech vom Schloß der inneren Kirchenthür gewalthätig mit Schmiedswaffen, Meisel und Hämmer“ abschlagend, um das letzte Geleit für Anna zu erkämpfen. 1709 bat Pfarrer Emminger Bamberg um Hilfe, weil eine neue Kanzel, der er mühsam von den Katholiken für „die alte miserable und einem Brotkasten gleichende ad propriis“ hatte machen lassen, von den lutherischen Bauern bedroht wurde.

Diese Einblicke mögen erklären, dass die Sieben Dörfer St. Georg ab 1685 als ihre evangelische Kirche errichten und erhalten halfen. Was hat das jetzt mit dem Gottesdienst am 3. August zu tun? Nun, das Eigenkirchlein in Forth war u.a. von der erstarkenden Kirche in Igensdorf abhängig. Ab 1630 sorgten die Freiherren von Bünau in der Büg zwar für den Unterhalt der Kirche, denn sie hatten durch Hand- Und Spanndienste bis 1520 St. Anna, später den Friedhof und 1786 auch das Pfarr- und Schulhaus bauen lassen, aber nicht für die Pfarrer. Nach Auflösung des Filialverbands mit Kirchröttenbach, das 1630 endgültig wieder katholisch wurde, übertrug man die Pfarrgeschäfte abwechselnd den Pfarrer der umliegenden Nürnberger Herrschaften. Bis Forth 1814 unter bayerischer Herrschaft einen eigenen Pfarrer bestallte, war man über 170 Jahre auf die Kollegialität der Pfarrer in Eschenau, Beerbach und eben auch Igensdorf angewiesen, wenn in St. Anna die Glocken läuten sollten.

Der gute Besuch am 3. August 2025 und das schöne Zusammenspiel der beiden Posaunenchöre unter der Leitung von Kersten Kunst und Rainer Friedrich zeigten deutlich: die bäuerlichen Rabauken der Sieben Dörfer im lutheranischen Zorn sind gezähmt. Die Gemeinden suchen gemeinsam „Freud, in dieser lieben Sommerszeit“ und labten sich auch beim kleinen Stehempfang mit Pfarrerin Grasruck und Pfarrer Hewelt an Gottes Gaben.

Dr. Martina Switalski

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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