Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Weit, weit weg von hier

Sie wer’n lachen, aber wenn man der Politik immer vorwirft, sie sei weit weg von den "normalen Leuten", dann muss man feststellen: Viele Journalisten sind anscheinend längst außer Sichtweite.

Aktuell arbeiten sich manche am Thema Dienstwagenregelung ab. Da gäbe es sicherlich etwas zu verbessern und zu diskutieren – wenn man es seriös macht. Doch der eine führt gleich ein absurdes Beispiel ins Feld: "Wer einen Benzin-Geländewagen der Mercedes-Benz G-Klasse als Dienstwagen anmeldet, bekommt einen Steuerrabatt von 1.116 Euro pro Monat."

So eine Kiste kostet nach Liste ab 105.000 Euro zzgl. MwSt. und hat so gut wie nichts zu tun mit den Autos, die die viele Unternehmen ihren Mitarbeitern als Gehaltsbestandteil zur Verfügung stellen. Ein anderer erkennt zwar richtig, dass Dienstwagen den deutschen Herstellern von Oberklassefahrzeugen nützen. Er geht dann aber selbstverständlich davon aus, dass deren Fahrer alle mit "Platz da, jetzt komm ich"-Sehnsüchten die Kleinwagen bedrängen, Radfahrer von der Straße hupen und Fußwege zuparken.

Auch das Gendern kann man gerne kontrovers diskutieren. Neulich jedoch sagte eine Nachwuchsmitarbeiterin eines ARD-Senders im Interview, in ihrem persönlichen Umfeld würde selbstverständlich ausnahmslos gegendert – sie wisse garnicht, wieso das bei ihrer Medien-Arbeit anders sein soll. Ich hätte es ihr sagen können: Weil es auch sehr viele sehr andere persönliche Umfelder gibt.

Wo leben diese Leute? Natürlich in Großstädten und in Milieus, die sie für die maßgeblichen halten. Wenn ihr Erfahrungshorizont tatsächlich so beschränkt ist, wie ihre Einschätzungen nahelegen, muss man fast Mitleid mit den Kolleginnen und Kollegen haben. Dann leben sie, wie der von Goiserns Hubert singt: So weit, weit weg von mir – und vielen, vielen anderen.

Ihr Gloss’n Hans

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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