Leserbrief
Die politische Kirche II

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Als ich meinen letzten Leserbrief „Die politische Kirche” schrieb (Ausgabe 17 vom 23. April), war es durchaus mein Ziel, eine gewisse Diskussion anzustoßen. Dementsprechend aufregend im besten Sinne ist es, zu vernehmen, dass das wohl gelungen ist.
Nun möchte auch ich nochmals Stellung beziehen. Natürlich findet die politische Willensbildung auch teilweise innerhalb einer Kirchengemeinde statt, da diese nun einmal aus Menschen besteht, die dort zusammenkommen und sich über ihre Ansichten austauschen. Ob die Kirche als Institution aus dieser Tatsache abgeleitet eine politische Haltung einnehmen und Werbung für eine gewisse Politik machen sollte, halte ich jedoch für höchst fragwürdig. Denn sofort ergäbe sich für mich daraus die Forderung der Abbildung des gesamten Meinungsspektrums innerhalb dieser Gemeinde. Von Links bis Rechts. (Außer man möchte natürlich behaupten, dass alle Mitglieder der St. Margaretha-Kirchengemeinde dieselbe Weltanschauung teilen.)
Und auch weil es die ureigenste Aufgabe der Kirche ist, sich für ausgegrenzte Menschen einzusetzen, sollte man nicht noch selbst zur Ausgrenzung von Menschen beitragen, was man aber tut, indem man suggeriert, dass alle Pfarrer gegen rechts wären und man damit einen großen Teil der Menschen ausschließt, die sich konservativer Politik zugewandt fühlen. Inklusive konservativer Pfarrer selbst. Auch das Hashtag „meingottliebtallemenschen” stellt die These auf, es gäbe „meinen Gott” und „deinen Gott” und nicht „unseren Gott”, womit einer Ausgrenzung ebenfalls Vorschub geleistet wird. Deswegen wäre es wohl sinnvoller, sich wieder mehr auf seine Grundaufgabe zu konzentrieren. Nämlich durch Auslegung, Erklärung und Diskussion der Bibeltexte das Werte-Verständnis der Menschen zu schärfen, damit diese darin bestärkt werden, für sich selbst Recht von Unrecht zu unterscheiden.
Darin liegt im Übrigen der Sinn dieser Texte, da die Geschichten im Gros in dramatischer Form gute und schlechte Entscheidungen der Protagonisten darstellen, aus denen der Leser sehr viel lernen kann. Damit wäre gegen eine Neuauflage von 1933 mehr getan, als mit der Wiederholung platter Slogans wie „Nie wieder ist jetzt”. Denn die Glaubensbotschaft im Christentum ist das Versprechen auf das Paradies (also das Gegenteil von 1933) für ALLE, wenn möglichst viele Menschen versuchen, Jesus (er ist das Symbol für moralisches Verhalten) zu imitieren. Dies wäre neben der Nächstenliebe in der Hauptsache: Gott zu suchen, seine Weisung zu befolgen, die Wahrheit zu sprechen, freiwillig sein Kreuz zu tragen, die damit verbunden Qualen auf sich zu nehmen und möglichst den Verführungen des Teufels zu widerstehen, egal wie sehr das Fleisch sie will. Auch der Verführung, sich als guter Mensch darzustellen, indem man ungesund viel und undifferenzierte Toleranz propagiert.
Ergänzend wollen wir vielleicht festhalten, dass es gerade die „Regenbogen-Bewegung” ist, die meistens nicht gerade viel für die Kirche, ihre Anhänger und deren Glauben übrig hat und daraus – in meist sehr intoleranter Manier – auch keinen Hehl macht. Dies alles zeigt für mich sehr klar, dass es nicht gesund ist, wenn Glaube und Politik zu sehr vermischt werden.
Vielleicht begründet sich auch darin die sinkende Zahl der Kirchenbesucher, denn wieso sollte jemand der Predigt eines Pfarrers lauschen, wenn er sich zu Hause vor dem Handy oder Fernseher durch Politik und Medien Selbiges vorbeten lassen kann?
Alexander-Maria Gruner
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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