Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Der Zahlenteufel an der Wand

Sie wer’n lachen, aber es gab auch schon übersichtlichere Zeiten: Hier waren die wohlmeinenden Wissenschaftler, dort die finsteren Lobbyisten. Dazwischen wir und die meinungsbildenden Medien, die das Nachrichtenfutter aus- und verwerten. Heutzutage füttern gewiefte Idealisten, Ideologen und Kapitalisten das Volk mit genau den gleichen statistischen Geschmacksverstärkern. Oft drängt sich der Verdacht auf, dass so lange herumgerechnet wird, bis das Ergebnis ins Konzept passt.

Gerade jetzt, kurz vor der besinnlich-weihnachtlichen Kerzen-Zeit, wurde wieder vor Holzöfen gewarnt. Die können natürlich in dicht bewohntem Gebiet ziemlich stinken, was bestimmt auch nicht gesund ist. Doch in der Presse wird gleich dramatisch der Teufel an die Wand gemalt mit illegalem Brennholz – und mit 54.000 vorzeitigen Todesfällen durch Feinstaubbelastung allein in Deutschland. Kann das sein? Fast sechs Prozent aller Sterbefälle überhaupt! Wo es doch noch so viele andere statistische Risiken und Ursachen gibt (Ernährung, Unfälle, dies und das…). Müssen wir alle statistisch mehrere Tode sterben? Bei 100 Prozent ist ja Schluss mit Addieren.

Dann lese ich vom Mathematiker und Epidemiologen Dr. Peter Morfeld: "Die Formel, die bis heute zur Berechnung der Anzahl der vorzeitigen Todesfälle verwendet wird, ist falsch". Sogar bei Studien für das Umweltbundesamt, da können die wahren Zahlen sehr viel größer oder auch kleiner sein. Er empfiehlt, auf die "Anzahl vorzeitiger Todesfälle" zu verzichten und stattdessen die "verlorene Lebenszeit" pro Person anzugeben.

Die ist auch nicht schön, aber zum Glück weiß ich von der OECD: "Die frühzeitige Sterblichkeit (potenziell verlorene Lebensjahre) hat sich in den vergangenen 50 Jahren weit mehr als halbiert". Trotzdem spricht natürlich garnichts gegen möglichst gute Luft.

Ihr Gloss’n Hans