Festungsruine Rothenberg
Unheimliche Momente

Festungsführer Hannes Distler führte die Gruppe in den Untergrund. | Foto: Udo Schuster
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  • Festungsführer Hannes Distler führte die Gruppe in den Untergrund.
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Mit spannenden Geschichten und Sagen begeisterten Alexander und Simone Pavel das Publikum bei einer nächtlichen Führung in dem Gemäuer der Festungsruine am Schnaittacher Rothenberg. Bei der Führung, welche nicht nur Wissenswertes über Geister und Gespenster auf der Bergfestung vermittelte, gefiel den Gästen auch ein Ritterkampf.

Aus dem weiten Umland wanderten noch bei Tageslicht rund 50 Besucher vom Parkplatz am Sattel des Rothenberges hinauf. Die Veranstaltung war sehr schnell ausgebucht. Mit noch mehr Gästen ist dies nicht nur aus Sicherheitsgründen fast nicht möglich. Auch das individuelle Gruselerlebnis für Kinder und Erwachsene würde darunter leiden, erklärt der Vorsitzende des Schnaittacher Heimatvereins, Jürgen Glassauer im Gespräch mit dem wochenblatt.

In der Stockwache des Torhauses berichtete Glassauer von den beiden Zeitepochen der Anlage. Zunächst war sie eine Burg von Ganerben, von 44 fränkischen Rittern. Die kleinere Burganlage aus dem frühen 14. Jahrhundert wurde 1703 endgültig zerstört. Zwischen 1729 und 1760 entstand dann eine spätbarocke Festungsanlage nach den damals neuesten Erkenntnissen der Festungsbaukunst. Mehrere hundert Soldaten konnten hier stationiert werden und in Kriegszeiten fand die Bevölkerung aus den umliegenden Orten innerhalb der Wehranlage Unterschlupf. 1799 verlor die Festung ihre strategische Bedeutung und damit endete der weitere Ausbau. 1841, als die letzte Wache die Festung verließ, wurde diese dem Verfall preisgegeben, dem erst der 1892 gegründete Schnaittacher Heimatverein Einhalt gebot.

Angst vorm „Grauen Mann“?

Angst und Aberglaube trieben auch im Nürnberger Land ab dem 15. Jahrhundert grausame Blüten. Zusätzlich begünstigt von Kriegen, Seuchen und Naturkatastrophen entstanden damals auch seltsame Geschichten um Hexen. Dieses Thema wurde von Alexander Pavel anschaulich wiedergegeben bis hin zum Hexenritt am Besen. Was es mit dem schwarzen Pudel auf sich hat, verrät Alexander Pavel in seinen packend umschriebenen Sagen und Geschichten. Zwischen der Kommandantur und den Mauern des Zeughauses gruselte es die Anwesenden, als Pavel von einem der berüchtigtsten Henker aus der frühen Neuzeit erzählte, dem Nürnberger Scharfrichter Franz Schmidt, der akribisch Tagebuch über seine Hinrichtungen führte.

Einblick in die „Unterwelt“

Noch schnell ein Blick von der Bastion Schnaittach gen Westen, wo man den Sonnenuntergang erahnen konnte, bevor der Tross in die Unterwelt der Festung eintauchte. In den finsteren Gängen der Kasematten berichtete der Erzähler von einem jungen Soldaten, der nach einem Kanonenschuss tot umfiel. Plötzlich stand ein Ritter neben ihm und stellte sich als Geist eines der Vorfahren vor. Als er seinen Helm ablegte, wurde es dann doch einigen der jungen Gäste unheimlich, denn nun war der knöcherne Schädel zu sehen. Angsteinflößend trat der Ritter zum Publikum – dann ein Schrei aus dem Dunkel des Ganges – ein weiterer, mit Schwert bewaffneter Ritter stand vor dem Geist. Ein packender Schwertkampf folgte, den die Ritter aber versöhnlich beendeten, um schließlich die Besucher sogar mit Musik zu verabschieden. Der Heimatverein will auch im nächsten Jahr nächtliche Sonderveranstaltungen auf der Festung Rothenberg anbieten. Der Zutritt ist nur mit Festungsführer erlaubt. Geöffnet ist jeweils von Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr. Führungen à 50 Minuten werden zur vollen Stunde nur bei geeigneter Witterung angeboten. Die Teilnehmerzahl ist auf ca. 20 Personen begrenzt, es besteht Helmpflicht (Helme werden gestellt). Ab November ist eine Besichtigung der Kasematten aus naturschutzrechtlichen Gründen wegen der Fledermaus-Population nicht möglich.
www.heimatverein-schnaittach.com

Das neue Buch „Unheimliche Orte in Franken“

Das Buch „Unheimliche Orte in Franken“ von Alexander Pavel und Simone Pavel ist im September 2023 erschienen im Fahner Verlag, Lauf. Es will seine Leser mitnehmen „dorthin, wo verdammte Seelen umgehen und wo Geister, Teufel und Dämonen ihr furchtbares Unwesen treiben. Derartige Orte gibt es überall auf der Welt. Viele davon findest du in Franken. Ich werde sie dir zeigen und dir ihre Geschichten in völlig neuen Interpretationen erzählen. Freue dich darauf, 50 der unheimlichsten Orte Frankens kennen zu lernen.“ Einer davon war vor Kurzem die Festungsruine am Schnaittacher Rothenberg.

Udo Schuster

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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