Kulturlandschaft braucht Erzeuger und Abnehmer
Lehrreicher Obstbautag

Unterstützung für den Erwerbsobstbau: Jonas Maußner (Leiter Obstinformationszentrum Fränkische Schweiz), Manuel Rauch (Geschäftsführer Franken Obst GmbH), MdB Lisa Badum, Kirschenkönigin Lena I, stellv. Landrätin Rosi Kraus, MdL Michael Hofmann und MdB Thomas Silberhorn (von links). | Foto: Uwe Rahner
  • Unterstützung für den Erwerbsobstbau: Jonas Maußner (Leiter Obstinformationszentrum Fränkische Schweiz), Manuel Rauch (Geschäftsführer Franken Obst GmbH), MdB Lisa Badum, Kirschenkönigin Lena I, stellv. Landrätin Rosi Kraus, MdL Michael Hofmann und MdB Thomas Silberhorn (von links).
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Sehr gut besucht war Anfang April in Weingarts die Obstbaufachveranstaltung der Franken Obst GmbH. Die Er­zeuger­orga­nisa­tion wurde gegründet von den drei Obstbau-Genossenschaften Igensdorf, Pretzfeld und Mittelehrenbach, die wiederum von etwa 800 aktiven Obstbauern getragen werden.

Die Fachbesucher wurden neben dem persönlichen Austausch versorgt mit „Antworten, Erkenntnissen, Inspirationen“, so Kirschenkönigin Lena I in ihrem Grußwort: „Ihr seid diejenigen, die unsere schöne Kulturlandschaft so erhalten, wie sie ist“, dankte sie den Zuhörern und wünschte eine gute, sturzfreie Ernte.

Die Bundestagsabgeordnete Lisa Badum (B90/Die Grünen) lobte die vielfältigen „Schätze in der Region“ und versicherte, eine Unterstützung sei auch staatliche Aufgabe: „Obstbau kann nur zusammen mit Ihnen erhalten werden“. Ihr Kollege Thomas Silberhorn (CSU) verwies auf die Bedeutung von Selbstversorgungsgrad und Wettbewerbsfähigkeit und kritisierte anhand von 85% Nebenerwerbsquote im Kirschenanbau, dass von Politik und Handel geforderte Standards kleinen Betrieben oft nicht gerecht werden. Als Landtagsabgeordneter wies Michael Hofmann auf die bayerische Förderung hin und betonte, dass es Obstbau auch ums Wirtschaften geht und nicht nur um Folklore. Man brauche mehr Wertschätzung „weil wir alle von Ihrer Arbeit profitieren“. Für den Landkreis dankte die stellvertretende Landrätin Rosi Kraus dem Team des Obstinformationszentrums Fränkische Schweiz und allen aktiven Obstbauern: „Hut ab vor Euch“.
Karl-Ludwig Rostock vom Bayerischen Erwerbsobstbau-Verband bedauerte, dass die Mehrzahl der Verbraucher gerne nach den billigeren Lebensmittel greifen. Wer in Deutschland Saisonarbeitskräfte beschäftigt, zahlt einen Mindeststundenlohn von 12,41 Euro (nächstes Jahr 12,85 Euro) – dem gegenüber stünden in Spanien 7 Euro, in Griechenland 4,50 Euro, in der Türkei weniger als 4 Euro und bei Beeren aus Marokko 7 Euro pro Tag. Die deutsche Eigenversorgung bei Obst und Gemüse liege zwischen 20 und 30 Prozent, vieles kommen aus wesentlich wasserärmeren Regionen. Man müsse hierzulande die erhalten, die es noch können, statt ihre Arbeit schlechtzureden: „Noch nie waren die Lebnensmittel so sicher wie heute“!

Innovationen am Obstinformationszentrum Fränkische Schweiz

Vom Landratsamt Forchheim berichtete der Leiter des Obstinformationszentrums Fränkische Schweiz, Jonas Maußner, über das Flächenentwicklungskonzept für die Versuchsanlagen in Hiltpoltstein, Dietzhof und Bieberbach. Neue Pflanzungen versprechen mittelfristig wichtige Ergebnisse zu Innovationen hinsichtlich Klimaanpassung, kombinierter Agrar- und Energienutzung mit AgriPV-Anlagen, Pflanzenschutzreduzierung, Wassernutzung sowie Digitalisierung im Obstanbau. Neben Kirschen und Zwetschgen kommt erstmals auch Schalenobst wie Wal- und Haselnuss zum Einsatz.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Öffentlichkeitsarbeit. Unter anderem soll der Obstinfo-Weg dazu beitragen, Verbraucher „richtig“ über Obsterzeugung aufzuklären. Ebenfalls öffentlich ist der „Technik-Tag“ am Samstag, 13. April, von 10 bis 16 Uhr für Anbauer und alle Besucher, die sich für die aktuelle Technik im Obstbau interessieren.

Konkurrenzfähigkeit, Bodenfeuchtigkeit, Pflanzenschutz

„Wie können Kirschen und Zwetschgen konkurrenzfähig bleiben?“ fragte Martin Malmer vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz und lieferte die Antwort gleich nach: 800 Arbeitsstunden sind erforderlich, um auf einem Hektar 12 Tonnen Süßkirschen zu erzeugen, davon entfallen 76 Prozent auf das Pflücken. Entsprechend bietet der Verzicht auf Steighilfen durch niedrige Pflanzen das größte Potenzial für Wirtschaftlichkeit, gefolgt von Maschineneinsatz bei Pflanzenschnitt und Verpackung in Kleingebinde.
Annika Killer von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim untersuchte zahlreiche Maßnahmen zur Erhaltung der Bodenfeuchtigkeit und zur Beikrauteindämmung. Beim Abdeckmaterial schnitten Klassiker wie Holzhackschnitzel und Miscanthusmulch sehr gut ab, die Wirkung von Zuschlagsstoffen war durchwachsen. Sie wies auf eine Bewässerungs-App der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB) hin.
Über aktuelle Zulassungen von für Pflanzenschutzpräparaten, die Anwendungsbestimmungen sowie die seit Jahrzehnten immer feineren Dosierungen und deren Berechnung informierte Thomas Riehl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg.

„Wir haben tolle Produkte“

Der Obstanbau ist im Wandel, stellte Franken Obst-Geschäftsführer Manuel Rauch fest. Man müsse den Konsumenten vermitteln, dass der Obstbau nur eine Zukunft hat, wenn heimisches Obst Abnehmer findet, mahnte Karl-Ludwig Rostock.

Das rege Interesse an der Veranstaltung machte deutlich, dass es noch Obstbauern gibt, die sich mit Herzblut für den Erwerbsobst-Anbau einsetzen und in neue Anlagen investieren. Diese sollten dann in den folgenden zwei Jahrzehnten nicht nur Arbeit und Verlust einbringen – gemäß dem Schlusswort von Ex-Kreisbäuerin Rosi Kraus: „Ma muss scho a bissla wos droo verdiena“.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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