Mittelschule Eckental
Eine Agenda für Piazolo

Barbara Maier (2.v.re.) und Astrid Marschall (2.v.li.) überreichten Kultusminister Dr. Michael Piazolo die erarbeitete 5-Punkte-Agenda im Beisein der ehemaligen Schülerinnen Tamia Malter (re.) und Pauline Baumann (li.). | Foto: Privat
  • Barbara Maier (2.v.re.) und Astrid Marschall (2.v.li.) überreichten Kultusminister Dr. Michael Piazolo die erarbeitete 5-Punkte-Agenda im Beisein der ehemaligen Schülerinnen Tamia Malter (re.) und Pauline Baumann (li.).
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Minister Piazolo im Dialog mit Schülerinnen, Elternvertreterin und Lehrerin

Am vorletzten Schultag des zu Ende gegangenen Schuljahres reisten die Initiatorinnen der Mittelschul-Werkstattgespräche in Eckental ins Kultusministerium nach München, um Kultusminister Michael Piazolo eine 5-Punkte-Agenda persönlich zu überreichen, die das Image der Mittelschulen verbessern soll. Die Agenda war im Mai von Schülern, Eltern, Politikern, Rektoren und Wirtschaftsvertretern erarbeitet worden.

Der Kultusminister ließ es allerdings nicht bei einem Fototermin bewenden, sondern verdeutlichte durch das von ihm eingeräumte Zeitfenster, dass ihm das Initiieren eines solchen Arbeitsformats durchaus imponiert.

Die Besucher trugen ihm ihre Anliegen vor und er beantwortete Fragen bereitwillig. Wie auch der im Kultusministerium für die Mittelschulen zuständige Regierungsdirektor Dr. Florian Bär erkennen ließ, sehe man den modellhaften Charakter dieser Werkstattgespräche für einen Ideenaustausch unterschiedlicher Gruppierungen zur Mittelschule in anderen Regionen Bayerns.

Eine durch die 5-Punkte-Agenda angestrebte Imageverbesserung der Mittelschulen ließe sich am ehesten erreichen, wenn die Interessengruppen vor Ort zusammenarbeiten.

Die Fünf-Punkte-Agenda

  • Die Politik kann helfen, indem sie alle Pädagogen gleich behandelt und wertschätzt (egal, welche Schul- bzw. Einrichtungsform).
  • Die Sachaufwandsträger können helfen, indem sie Schulen nach ihren individuellen Bedürfnissen ausstatten und sich dabei auf einheitliche Standards einigen.
  • Die Schulen können helfen, indem sie mehr Öffentlichkeitsarbeit leisten und mehr Vernetzungen zu anderen Schularten (besonders Grundschulen) schaffen/knüpfen.
  • Die Gesellschaft kann helfen, indem sie die Arbeit der Mittelschule stärker wertschätzt und nicht als gleichartig, aber sehr wohl als gleichwertig hervorhebt.
  • Die Wirtschaft kann helfen, indem sie gezielter auf Mittelschüler zugeht, um mehr Perspektive zu schaffen.

Landesweite Imagekampagne pro Mittelschule wichtig

Gleichwohl wies Astrid Marschall, eine ehemalige Elternbeiratsvorsitzende der Mittelschule Eckental, darauf hin, dass eine überzeugende landesweite Imagekampagne pro Mittelschule wichtig sei. Eine solche in ganz Bayern zu platzierende authentische Kampagne, so Marschall, müsse ihres Erachtens seitens des Kultusministeriums vorbereitet werden und Mittelschüler mit ihren positiven Geschichten zu Wort kommen lassen.

Ziel dabei sei, den Besuch einer Mittelschule als Chance darzustellen, die in jedem Schüler schlummernden Begabungen zu entdecken, zu entwickeln und schließlich vielleicht sogar beruflich zu nutzen.Barbara Maier hingegen, der Mitorganisatorin der ersten Werkstattgespräche, war es als langjähriger Mittelschullehrerin ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass ein radikales Umdenken nötig sei, sofern man dem allerorten beklagten Facharbeitermangel nachhaltig begegnen wolle. Solange handwerkliche oder soziale Tätigkeiten innerhalb der Gesellschaft weniger anerkannt seien als solche, die einer akademischen Laufbahn bedürfen, würde die Attraktivität der Ausbildungsberufe unter der geringeren Wertschätzung beträchtlich leiden und der Bewerberkreis somit zwangsläufig überschaubar bleiben.

Eine funktionierende Gesellschaft, das dürfe in der aufgrund der Engpässe auf dem Arbeitsmarkt angestoßenen Diskussion nicht vergessen werden, verlange ein reibungsloses Zusammenwirken aller Berufsgruppen.

Ehemalige Mittelschülerinnen schildern Erfahrungen

Die mitgereisten ehemaligen Schülerinnen Tamia Malter und Pauline Baumann ließen erkennen, wie schmerzhaft es für sie damals nach dem Übertritt an die Mittelschule war, spüren zu müssen, wie ihr Umfeld auf den Besuch dieser Schulart reagierte. Die Schülerinnen schilderten, dass sie sich von der Gesellschaft leider zu oft abgestempelt fühlten und mit ungerechten Vorurteilen zu kämpfen hatten. Nach den vielen negativen Erfahrungen, die sie bereits in der Grundschule hatten sammeln müssen, wurde ihr Selbstvertrauen zum Teil durch unpassende und unqualifizierte Äußerungen weiter erschüttert.

Aufgrund vieler negativer Erfahrungen hätten sie sich gerne bereit erklärt, mit nach München zu fahren, um "ihrem" Kultusminister deutlich zu machen, dass auch sie als Mittelschülerinnen ihren Weg gehen würden und deshalb die gleiche Wertschätzung und Anerkennung verdient hätten wie die Schüler der anderen Schularten.

So bietet die Mittelschule durch das Klassenlehrerprinzip praktische, berufsbezogene und pädagogische Schwerpunktsetzungen sowie die Verankerung vor Ort hervorragende Voraussetzungen für den weiteren Bildungsweg und die Berufsausbildung. Hierin waren sich alle Gesprächspartner einig.Kultusminister Michael Piazolo nahm die zahlreichen Anregungen auf, skizzierte die Entwicklung der vergangenen Jahre, erklärte Zusammenhänge und Entscheidungen, die mitunter aus gewissen Sachzwängen oder widrigen Umständen heraus zu treffen seien.

Bei Fragen bezüglich einer einheitlichen Eingangsbesoldung über alle Schularten hinweg, die ja möglicherweise auch dazu beitragen könnte, dem Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen entgegenzuwirken, hieß es, dass zwar in der derzeitigen Legislaturperiode von keiner diesbezüglichen Änderung auszugehen sei, dass dies aber im nächsten Turnus wieder ganz anders aussehen könne. Um den in der Diskussion angesprochenen Aspekten und offenkundigen Problemen über das Zeitfenster des gemeinsamen Gesprächs hinaus Nachdruck zu verleihen, wurde, bevor man sich verabschiedete, quasi als "Reminder" die 5-Punkte-Agenda übergeben: Eine verbesserte öffentliche Wahrnehmung der Mittelschulen lässt sich also durchaus anbahnen, wenn alle relevanten Gruppierungen in ihrem Wirkungsbereich als Multiplikatoren die erforderlichen Anstrengungen kommunizieren und vorantreiben.

Mit dem Dank des Kultusministers für das gezeigte Engagement im Gepäck war sich die Besuchergruppe auf dem Rückweg einig, dass die Werkstattgespräche in Eckental nicht nur etwas anstacheln wollten, sondern tatsächlich Wirkung gezeigt haben. Bei einer eventuellen Wiedereröffnung der "MS-Werkstatt" im neuen Schuljahr kann, so war von Ministeriumsseite leise zu vernehmen, vielleicht sogar unter Beteiligung von ministerieller Seite "gewerkelt" werden.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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