Schienen-Geschichte in Eschenau

Bahnfahren wie 1958

An einem regnerischen Oktober-Samstag lockte der Verein Eschenauer Kulturlokschuppen mit einer historischen Sonderfahrt viele Schienenverkehr-Interessierte an die Gleise der Gräfenbergbahn. In Kooperation mit zwei Bahnverkehrs-Unternehmen organisierte man die Fahrt eines historischen Schienenbusses, wie er von 1954 bis 1960 auf der Sekundärbahn „Seku” zwischen Eschenau, Brand und Erlangen durchs Schwabachtal verkehrte.

Die Sonderfahrt absolvierten die Eckentaler Train Rental und die Vulkan-Eifel-Bahn (VEB) aus Gerolstein in Rheinland-Pfalz mit historischem Material und viel sachkundigem Personal. Sie führte vom Bahnhof Eschenau nach Nürnberg Nordost, über die Ringbahn nach Fürth und weiter über Erlangen, Forchheim, Bamberg und Strullendorf bis nach Schlüsselfeld.

Die Schienenbusse mit 150 PS-Dieselmotor wurden damals von der Deutschen Bundesbahn konstruiert, um Dampflokomotiven auf Nebenstrecken zu ersetzen. Mit dem geringeren Personalaufwand galten die Schienenbusse vorübergehend als „Retter der Nebenbahnen”. Die zweiteilige Garnitur mit 90 Plätzen und großzügigem Rundumblick bestand aus Motor- und Beiwagen, Baujahr 1953 und 1954, beide wurden 1975 ausgemustert und seit 1998 wieder aufbereitet.

Die VEB Vulkan-Eifel-Bahn Betriebsgesellschaft mbH absolviert Schienengüterverkehr und Spezialtransporte sowie Sonderzugreisen mit historischen Fahrzeugen. Das Unternehmen betreibt eine zertifizierte Werkstatt für Wartungen, Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten an Eisenbahnfahrzeugen.
Die TRI Train Rental GmbH wurde 2013 gegründet, vermietet Reisezugwagen und betreibt Bahnlinien im In- und Ausland. Ein prominentes TRI-Fahrzeug ist etwa der „Elefantenexpress”, eine zum 50. Geburtstag des Elefanten in der „Sendung mit der Maus” von WDR und TRI auffällig beschriftete Elektrolokomotive. Gründer und einer der Geschäftsführer ist der Eckentaler Eisenbahn-Enthusiast Tobias Richter. Nach seinem Studium war er 15 Jahre bei der Deutschen Bahn tätig, unter anderem als Abfertigungsleiter im Güterverkehr, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Leitungsassistent. 1998 war er maßgeblicher Initiator der Reaktivierung der Gräfenbergbahn.

140 Jahre Eisenbahn

Vor 140 Jahren erfolgte der Baubeginn für die Sekundärbahn Erlangen-Eschenau, die ursprünglich bis Gräfenberg geplant war. Der erste Probezug fuhr am 8. November 1886, die feierliche Eröffnung fand am 17. November 1886 statt. 1963 wurde der Schienenverkehr wieder eingestellt und durch Buslinien ersetzt. Die Verbindung von Eschenau nach Gräfenberg gab es ab 1908 mit dem Bau der Bahn von Nürnberg-Nordost nach Gräfenberg. Diese wurde ab 1998 reaktiviert und schrittweise modernisiert, allerdings immer in begrenztem Umfang. Ein Fünfstufenplan sieht nach erfolgten Maßnahmen wie vier Brückenbauwerken und Ertüchtigung von Gleisen und Erneuerung von Bahnübergängen auch den Aufbau eines elektronischen Stellwerks vor – allerdings frühestens 2025 bis 2028.

Eine Machbarkeitsstudie „Ausbauprogramm S-Bahn Nürnberg” für das Bayerische Verkehrsministerium empfahl 2024, die Idee einer elektrifizierten Ausbaustrecke mit Einführung eines S-Bahn-Angebotes zwischen Nürnberg Nordost und Gräfenberg weiter zu verfolgen. Mit Investitionen von 140 Mio. Euro würden die Personenfahrten pro Tag um 1.300 ansteigen und die Pkw-Fahrleistung um 6,7 Mio. Kilometer pro Jahr sinken.