Freundeskreis Erlangen-Höchstadt-Tarnowskie Góry
Bürgerreise ins Nachbarland Polen

- Stabkirche Wang in Karpacz
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Eine Reise voller Höhepunkte war wieder die Bürgerreise des Freundeskreises ERH/Tarnowskie Góry nach Schlesien in Polen. Unter der bewährten Leitung von Elisabeth Koy aus Heßdorf machten sich 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Landkreis auf den fast 500 Kilometer langen Weg nach Jelenia Góra (Hirschberg). Noch am selben Nachmittag folgten dort eine Stadtbesichtigung und der Besuch der berühmten Gnadenkirche. Sie bietet Platz für 4.500 Gläubige und beeindruckt mit dem barocken Hochaltar samt Orgelprospekt sowie reichlichen Illusionsmalereien.
Der nächste Tag war für eine Rundfahrt durch das Hirschberger Tal reserviert. Zuerst besuchte die Gruppe die Gerhart-Hauptmann-Villa in Agnetendorf (Jagniatków). Das Haus Wiesenstein liegt idyllisch im heutigen Nationalpark Riesengebirge und wurde vom Nobel-Preisträger des Jahres 1912 bis zu seinem Tod im Jahr 1946 überwiegend bewohnt.
Bei der Weiterfahrt durch das Hirschberger „Tal der Schlösser“ konnten die Reiseteilnehmer die wunderschöne Landschaft mit ihren Burgen und Schlössern sowie aus der Ferne die bekannte Schneekoppe bewundern.
Etwas Besonderes war der nächste Programmpunkt – die Stabkirche Wang in Karpacz (Krummhübel). Im 12. Jahrhundert in Norwegen erbaut, drohte ihr der Abriss. König Wilhelm Friedrich IV. kaufte sie und ließ sie 1842 ins Riesengebirge versetzen. Nun steht sie an einem malerischen Plateau unterhalb der Schneekoppe und ist einen Besuch auch wegen des wunderschönen Ausblicks auf das Tal wert.
Mittags hat sich die Gruppe im Hof des Schlosses Łomnica (Lomnitz) gestärkt, welches nach der Wende von ihren ehemaligen deutschen Besitzern zurückgekauft und in folgenden Jahren liebevoll restauriert wurde. Danach folgte noch der Besuch im Miniaturen-Park mit Niederschlesischen Denkmälern in Kowary (Schmiedeberg). Hier kann man alle Denkmäler dieser Region in nur einer Stunde besichtigen, allerdings nur von außen und die Bauten im 1:25 Maßstab.
Am dritten Tag ging die Reise nach Katowice in die historische Arbeitersiedlung Nikiszowiec. Dieser Stadtteil ist den Jahren 1904 bis 1908 als Bergarbeiter-Siedlung für 5.000 Einwohner entstanden und lockt heute mit außergewöhnlichem Ambiente und interessanten Veranstaltungen. Auf der Weiterfahrt nach Tarnowskie Góry wurde die Schrotholzkirche in Miasteczko Slaskie (Georgenberg) mit dem sehr verehrten Bildnis der Heiligen Maria besucht.
In diesem Jahr besteht die Partnerschaft zwischen den Landkreisen Erlangen-Höchstadt und Tarnowskie Góry seit 20 Jahren. Gut symbolisiert dies eine Eiche, welche die ehemaligen Landräte Eberhard Irlinger und Jozef Korpak vor dem Landratsamt in Tarnowskie Góry vor 20 Jahren als kleines Bäumchen gemeinsam gepflanzt haben. Der Reisegruppe war es trotz der knappen Zeit wichtig, einen Abstecher zur „Freundschaftseiche“ und ein Gruppenfoto davor zu machen.
Im Laufe der Zeit sind viele freundschaftliche Beziehungen zwischen dem fränkischen und dem polnischen Landkreis entstanden. Besonders deutlich wurde das am traditionellen Festabend „Freunde treffen Freunde“ im Restaurant Kirschgarten, zu dem der Landrat mit Gattin, Vertreter des Kreistages und des Landratsamtes sowie befreundete Künstlerinnen und Radfahrer gekommen waren.
Die Reisegruppe hatte für den Festabend eine besondere Überraschung vorbereitet. Der erfahrene Chordirigent Manfred Meier, auch Teilnehmer der Bürgerreise, hat drei polnische Lieder bereits vor 19 Jahren ins Deutsche übersetzen lassen. Er hat vorher die abendlichen Chorproben mit großem Engagement geleitet und dann am Festabend sowohl die deutsche als auch die polnische Gruppe dirigiert. Das gemeinsame Singen, Musik und das gute Abendessen und Trinken sorgten für eine ausgelassene Stimmung.
Am nächsten Tag stand die Besichtigung vom Schloss Pleß (Pszczyna) auf dem Programm. Dies war der zweite schlesische Wohnsitz der Fürstin Daisy Hochberg von Pless (1873-1943). Ihre außergewöhnliche Geschichte sowie ihr Hauptdomizil, das Schloss Fürstenstein, hatte die Reisegruppe im vorigen Jahr kennengelernt. Im Gegensatz zu Fürstenstein wurde Schloss Pleß im Krieg nicht zerstört und so gab es hier viele prächtige Räume und Erinnerungen an die Besuche von Kaiser und Minister zu sehen. Der umliegende riesige Park im englischen Stil lud zu einem Spaziergang und der original erhaltene „Daisy´s Teepavillon“ zu Tee und leckerem Kuchen ein.
Im totalen Kontrast dazu stand am Nachmittag der Besuch im ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz und im benachbarten Birkenau. Riesig die Größe der Lager und real kaum zu verstehen die Perfektion mit der in den Kriegsjahren 1940 bis 1945 fast 1,1 Millionen Menschen, davon fast 960 000 Juden aus ganz Europa verhungerten, erschossen oder vergast wurden. Ihre Leichen wurden in zwei großen Krematorien „effizient“ verbrannt, die Asche liegt auf den Wiesen und Feldern. In Erinnerung und als Mahnung daran wurde im April 1946 das ganze Gelände zu einer Gedenkstätte und einem Museum. Über zwei Millionen Besucher aus der ganzen Welt besichtigen heute das Gelände. Man wird sehr nachdenklich und wünscht sich: Nie wieder.
Die Rückreise verlief ohne Probleme und bot viel Zeit zu Gesprächen und dem Wunsch, dass auch im nächsten Jahr wieder eine Bürgerreise stattfindet.
E.B.




Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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