Vom Staatsarchiv nach Eckental
Dokumente in guten Händen

Foto: Uwe Rahner
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Historische Verwaltungsakten bieten einmalige und wichtige Einblicke in die Ortsgeschichte und in die Lebenswirklichkeit früherer Zeiten – sofern sie sorgsam aufbewahrt und archiviert sind. Dass dies in Eckental in vorbildlicher Weise geschieht, bescheinigt die Rückgabe von Dokumenten vom Staatsarchiv Nürnberg, in dessen Obhut sie viele Jahrzehnte deponiert waren: Weil das Material beim Archivteam von Claudia Huber in guten Händen ist, kam es zurück nach Eckental.

Aus heutiger Sicht klingt es grotesk, dass hierzulande in früheren Jahrhunderten ein „Hundsschläger” mit 60 Kreuzern für das Töten eines wild streunenden Tieres belohnt wurde. Solche Einblicke bieten unter anderem alte Kassenbücher der Gemeinde Forth, die vom Staatsarchiv Nürnberg wieder nach Eckental zurück kamen. Der Leitende Archivdirektor Dr. Christian Kruse und sein Stellvertreter, Archivdirektor Dr. Daniel Burger, waren persönlich ins Rathaus gekommen, um die Akten zu übergeben.

Vor über 100 Jahren, im frühen 20. Jahrhundert, verzeichnete man eine regelrechte „Einsendewelle” alter Dokumente im staatlichen Archiv, vor allem aus kleinen Kommunen. Dies war auch so erwünscht, denn die Akten wurden nicht immer fachgerecht gelagert von Bürgermeistern, die nebenbei ihre Amtsgeschäfte in der heimischen Stube erledigten. Historisch wertvolle Dokumente drohten Schaden zu nehmen oder gar verloren zu gehen, erläuterte Dr. Christian Kruse: „Dadurch konnte man vieles erhalten, was sonst nicht mehr da wäre”. Heute gibt man das Material wieder den Gemeinden zurück, denen die Akten nach wie vor gehören – aber nur dort, wo man es in guten Händen weiß.

Artur Momberger und Isa ­Dittrich-Bachbauer vom ehrenamtlichen Archivteam, Kreisarchivpflegerin Silvia ­Minderlein, Staatsarchiv-Leiter Dr. Christian Kruse, Bürgermeisterin Ilse Dölle, Michael Völker, Archivdirektor Dr. Daniel Burger, Eckentals Archivarin Claudia Huber und Peter Bajus (von links). | Foto: Uwe Rahner
  • Artur Momberger und Isa ­Dittrich-Bachbauer vom ehrenamtlichen Archivteam, Kreisarchivpflegerin Silvia ­Minderlein, Staatsarchiv-Leiter Dr. Christian Kruse, Bürgermeisterin Ilse Dölle, Michael Völker, Archivdirektor Dr. Daniel Burger, Eckentals Archivarin Claudia Huber und Peter Bajus (von links).
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Vorbildliche Archivpflege

Dass dies in Eckental der Fall ist, wurde dem Staatsarchiv von Kreisarchivpflegerin Silvia Minderlein bestätigt. Sie ist im Landratsamt für den östlichen Teil des Landkreises zuständig. In Eckental hatte 2017 ein ehrenamtliches Team um die damalige Kreisarchivarin und Heimathistorikerin Dr. Martina Switalski begonnen, sich der alten Bestände aus den früheren Einzelgemeinden anzunehmen. Im Mai 2019 übernahm Claudia Huber als Archivarin des Marktes Eckental die Aufgabe, die Unterlagen systematisch und fachgerecht zu sortieren, zu erfassen und zu verpacken, so dass sie für die Nachwelt erhalten und zugänglich bleiben.

Eckentals Bürgermeisterin Ilse Dölle dankte nicht nur den beiden Überbringern vom Staatsarchiv für die Verwahrung und die Rückgabe. Sie hob hervor, dass Claudia Huber „ein Glücksgriff” für die Gemeinde war und dass man ihr und dem ehrenamtlichen Archivteam sehr dankbar sei für die gute und umfangreiche Arbeit.

Bedrohung nicht nur durch den Bücherwurm

Dass alte Dokumente erhalten bleiben, ist keineswegs selbstverständlich, erläuterten Christian Kruse und Daniel Burger. Sie müssen trocken, kühl und sicher gelagert werden mit geregeltem Zugang. Feuchtigkeit schade ebenso wie zu trockene Luft. Insekten wie der heimische „Bücherwurm”, ein Insekt im Larvenstadium, bedrohen die Bestände ebenso wie die neu aus Asien eingeschleppten Papierfischchen. Im Eckentaler Archiv werden Neuzugänge daher 14 Tage isoliert zwischengelagert mit Klebefallen gegen Schadinsekten, erklärte Claudia Huber zur Freude der staatlichen Archivare. Die Lagerung erfolgt in säurefreien Kartons, die Feuchtigkeit puffern, und die Archivräume im Untergeschoss verfügen über eine technische Luftentfeuchtung.

Foto: Uwe Rahner

„De-Luxe-Erschließung”

Dass durch Ehrenamtliche auch noch Texte aus der alten Sütterlin-Schrift in die heute übliche lateinische Schrift übertragen werden, sei eine „De-Luxe-Erschließung”, freute sich Daniel Burger.

Inhaltlich gab und gibt es noch erhebliche Lücken. Etliches scheint bislang verschwunden, erklärte Claudia Huber. So habe man Unterlagen der ehemaligen Marktes Eschenau bislang erst ab 1899. Viele alte Akten aus der früheren Gemeinde Forth bis 1945 und der Gemeinde Büg bis 1925 wurden in Eckental bereits katalogisiert und in einem digitalen Fundbuch aufbereitet. Zur Zeit sind die vorhandenen Schriften des Marktes Eschenau in Bearbeitung. Vergangenes Jahr erhielt man die Chronik von Unterschöllenbach, die nur in Sütterlin vorlag, übertragen in lateinische Schrift. Mit der aktuellen Rückgabe von Dokumenten aus den Gemeindearchiven Eschenau und Forth erhält das „Gedächtnis der Gemeinde“ neue Quellen für die Dokumentation und Erforschung der Vergangenheit.

Archivdirektor Dr. Daniel Burger (rechts) im Gespräch mit Eckentals 1. Bürgermeisterin Ilse Dölle und Isa Dittrich-Bachbauer, Michael Völker, Kreisarchivpflegerin Silvia Minderlein, Eckentals Archivarin Claudia Huber, Artur Momberger und Peter Bajus (von links). | Foto: Uwe Rahner
  • Archivdirektor Dr. Daniel Burger (rechts) im Gespräch mit Eckentals 1. Bürgermeisterin Ilse Dölle und Isa Dittrich-Bachbauer, Michael Völker, Kreisarchivpflegerin Silvia Minderlein, Eckentals Archivarin Claudia Huber, Artur Momberger und Peter Bajus (von links).
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Vor Ort öffentlich zugänglich

Das Staatsarchiv Nürnberg verwahrt 40.000 Regalmeter alter Akten, verriet Christian Kruse. Nun sind es 0,6 Regalmeter weniger, die seit Ende Januar 2025 in Obhut von Claudia Huber in Eckental sind. Hier werden auch private Unterlagen, die für die Geschichte des Marktes Eckental relevant sind, gerne entgegengenommen.

Wie im Staatsarchiv sind auch in Eckental die Dokumente grundsätzlich öffentlich einsehbar. Nach Terminabsprache können Bürger, die sich für die Geschichte interessieren, die alten Akten einsehen. Die Archivarin ist jeden Donnerstagvormittag im Eckentaler Rathaus vor Ort und erreichbar unter Tel. 09126-903285.

Um die Leserinnen und Leser an den historischen Einblicken teilhaben zu lassen, stellt das Archivteam auch unregelmäßig kleine „Eckentaler Archiv-Geschichten” im wochenblatt vor.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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