Auftaktpflanzung für einen „Klimawald Eckental“

g Sylvia Robertson-Mayer (Bauamt Eckental), Sebastian Deibel (AELF), Forstamtmann Siegfried Dörfler, Bürgermeisterin Ilse Dölle, Michael Friedrich (Student und Praktikant des Forstreviers) und Moritz Nicol (Forstdienstleister Stefan Seitz Forstdienstleistungen). Im Hintergrund ist der Dorfrand von Bullach zu erkennen. | Foto: Georg Heck
  • g Sylvia Robertson-Mayer (Bauamt Eckental), Sebastian Deibel (AELF), Forstamtmann Siegfried Dörfler, Bürgermeisterin Ilse Dölle, Michael Friedrich (Student und Praktikant des Forstreviers) und Moritz Nicol (Forstdienstleister Stefan Seitz Forstdienstleistungen). Im Hintergrund ist der Dorfrand von Bullach zu erkennen.
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Der Klimawandel ist in aller Munde, Eckental will jetzt seinen Gemeindewald umbauen und in Vorbildfunktion für die künftig zu erwartenden Klimabedingungen stabil machen. Mit einer Auftaktpflanzung im Gemeindewald südlich von Herpersdorf, direkt an der ERH-Landkreisgrenze zum Nürnberger Land an der Verbindungsstraße nach Bullach, wurde jetzt in Abstimmung mit der Unteren Forstbehörde (Amt für Ernährung Landwirtschaft und Forsten Fürth) mit der Anlage eines Klimawaldes für Eckental begonnen.
Auch im Gemeindegebiet Eckental sind Schäden durch Trockenheit in den Wäldern zu erkennen. Geringere Niederschläge, gepaart mit höheren Temperaturen, bringen Fichten, aber auch die hier waldbestandsbildende Kiefer, zunehmend an ihre Grenzen. Borkenkäferbefall und Trockenstress führen bei Fichten schnell zum Absterben, bei der Kiefer ist eher ein langsames Siechtum zu erkennen. Glücklicherweise konnte sich der Wald wegen des nässeren Sommers 2021 etwas erholen. Nichtsdestotrotz werden im Gemeindewald Eckental Anstrengungen unternommen, um die Vielfalt hin zu klimastabileren Baumarten zu erweitern.
Die Eckentaler Bürgermeisterin Ilse Dölle und Sylvia Robertson-Mayer, im Bauamt für Waldwirtschaft und Waldpflege zuständig, überzeugten sich vom Start der Pflanzaktion. Die Bürgermeisterin sagte mit gewissem Stolz: „Das ist meines Wissens der erste Klimawald im Landkreis ERH“. Die Maßnahme lief unter der fachmännischen Leitung von Forstamtmann Siegfried Dörfler. Der zuständige Revierförster schilderte ausführlich anhand von Schaubildern die Lage sowie die Maßnahmen.

Nelder-Rad als Pflanzschema

So wird aktuell durch Anlage von sechs „Nelder-Rädern“, einer nicht unumstrittenen Baum-Anordnung, der Gemeindewald für die Zukunft fit gemacht. Ein Nelderrad ist ein kreisrundes Pflanzschema auf etwa 200 Quadratmetern Fläche für unterschiedliche Baumarten. Dabei werden acht Zielbäume (Spieler) und 25 dienende Hilfsbäume (Trainer) so gepflanzt, dass deren spätere Entwicklung berücksichtigt und jeder Pflanze Funktion, Standraum und Nachbarschaft zugewiesen wird. Diese Fläche wird in 100 Jahren von einem Zielbaum-Individuum und zwei bis drei dienenden Bäumen beansprucht. Das übersichtliche Schema ist sparsam und effektiv bei der Etablierung bestimmter Baumarten im Bestand und erleichtert in den Folgejahren die Pflege. Von innen nach außen werden Bäume rechtzeitig entfernt, wenn sie den Erntebäumen lästig oder gefährlich werden. Bei der Wahl der Baumarten wird im besonderen Maße auf Klimatoleranz geachtet. Aktuell werden Zerr-Eiche und Baumhasel als „Spieler“ sowie Hainbuche und Winterlinde als „Trainer“ gepflanzt.

Artenvielfalt für mehr ­Klimaresilienz

In 40 Jahren erwarten die Fachleute für das wochenblatt-Land ein Klima wie im südlichen Burgund, in 80 Jahren wie im unteren Rhonetal. In Zukunft sollen Baumarten wie Trauben- oder Stieleiche, Rotbuche, Waldkirsche, Hainbuche, Linde oder Flatterulme bevorzugt werden, an frischen Stellen auch etwas Tanne sowie an geeigneten Standorten Elsbeere, Speierling, Walnuss, Wildbirne oder Wildapfel. Lange und gute Erfahrungen gibt es bereits mit der Douglasie. Baumarten, die jetzt schon bei dem Klima wachsen, das uns in 80 bis 100 Jahren erwarten wird, sind Edelkastanien, Zerr-Eichen und Baumhasel aber auch Robinie, Roteiche, Schwarzkiefer und Zedernarten können das Baumarten-Portfolio zu mehr Klima-Resilienz erweitern.
Im Herbst 2020 wurde mit den Vorbereitungen für den Umbau zum Klimawald auf ca. 2,5 ha Gemeindewald begonnen. Um den bereits vorhandenen Jungeichen und den noch einzubringenden Jungpflanzen genügend Licht zu bieten, wurden Altkiefern und Fichten entnommen. Für Herbst 2022 ist auf diesen Flächen geplant, ca. 8.000 klimafeste Jungbäume zu setzen. Um diese, aber auch den zu erwartenden Naturanflug vor Wildverbiss zu schützen, müssen im Laufe des Jahres 800 Meter Wildschutzzäune aufgestellt werden. In den kommenden Jahren sollen dann weitere Flächen folgen.

Gemeindewald wird nachhaltig bewirtschaftet

Der Eckentaler Wald wird naturnah und nachhaltig bewirtschaftet. Die Mitgliedschaft bei der Waldbesitzervereinigung Erlangen-Höchstadt e.V. beinhaltet auch eine PEFC-Zertifizierung für nachhaltige Waldbewirtschaftung. Es wird nicht mehr Holz entnommen, als nachwächst, mit Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Düngung sowie einem sparsamen Maschineneinsatz.
Mit dem neuen Klimawald engagiert sich der Markt Eckental für Klimaprojekte, die Kosten in Höhe von 25.000 Euro werden zu einem Großteil mit der Waldumbauoffensive vom Freistaat über die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft gefördert.
GH

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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