Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken
Wintermelancholie

Sie wer’n lachen, aber der Spaß ist vorbei. „Wir amüsieren uns zu Tode“ hieß zwar ein Buch von Neil Postman im Jahr 1985. Der Professor für Kommunikationswissenschaft warnte damals, dass Fernsehen Bedürfnisbefriedigung und Gleichgültigkeit befördert, aber Kindheit, Moral und Schamgefühl gefährdet.
Über das Internet soll er 1996 gesagt haben, es sei schon wichtig für Wissenschaft, Ministerien oder Banken, aber für den Durchschnittsmenschen nicht von besonderer Bedeutung. Heute bietet sogar das wochenblatt einen ergänzenden wochenklick, allerdings ausdrücklich mit Verhaltensregeln und Verantwortung.
Vielleicht amüsiert sich die Gesellschaft vor ihren Displays wirklich zu Tode, zumindest ins mediale Delirium. Aber im richtigen Leben? „Wein, Weib und Gesang“ ist völlig zurecht längst Geschichte, aber was stand und steht sonst noch für Lebenslust?
Gutes Essen? Das Salz in der Suppe verbietet der Arzt, die Wurst auf dem Teller der Ideologe. Zucker ist der neue Tabak. Genuss empfinden reicht nicht, man muss ihn gut begründen können. „Die Not zur Tugend machen“ gewinnt eine neue Bedeutung, wenn moderne Mahnvorstellungen die überwundenen Entbehrungen der (Ur-) Großeltern wieder aufgreifen. Humor mit Fallhöhe wird öffentlich auf der Goldwaage abgewogen.
Na gut, saufen darf man noch, wenn‘s im Stehen im Advents- Ambiente ist, ansonsten ist es geächtet. Und Sport darf man machen, ob man will oder nicht. Und singen, aber viele Chöre bröckeln trotzdem.
Und tanzen geht noch, tanzen geht immer. Ich will aber nicht immer tanzen. Es wird Zeit, dass es Weihnachten wird.
Ihr Gloss’n Hans

Autor:

Gloss'n Hans aus Eckental

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