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Unscheinbare Seltenheit – die Spinnenragwurz-Orchidee

- Die große Spinnenragwurz (Ophrys sphegodes) in ihrem Habitat, dem Kalkmagerrasen.
- Foto: Walter Hufnagel
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Die Orchideensaison hat begonnen. Nahezu alle Knabenkraut-Arten sind bereits erblüht und als eine der ersten Ragwurz-Arten prangt die Spinnenragwurz mit ihrer zurückhaltenden Schönheit in wenigen fränkischen Trockenhängen. Die zu der Gattung Ophrys (Ragwurz) zählende, seltene heimische Orchidee, hatte lange Zeit zwei wissenschaftliche Bezeichnungen. Der griechische Name sphegodes bedeutet „wespentragend” und bezieht sich auf die Zeichnung und Form der Blüte. Der nicht mehr angewandte lateinische Name aranifera bedeutet übersetzt „Spinne”. Die lateinische Bezeichnung für die wesentlich seltenere kleine Spinnenragwurz lautet araneola (übersetzt: kleine Spinne).

- Einzelblüte der großen Spinnenragwurz. Typisch für die Spinnenragwurz-Arten ist die silbern glänzende X- oder H-Zeichnung auf der Blütenlippe.
- Foto: Walter Hufnagel
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Beide Arten fühlen sich wohl in lichten, meist Kiefern-Wäldern mit trockenen, basenreichen Böden (Biotop Kalkmagerrasen). Kennzeichnend für diese heimischen Orchideen ist, wie auch für die meisten anderen Arten, die Fortpflanzung ohne Aufwand. Sie bieten keinen energiereichen Nektar und werden dennoch bestäubt. Dazu wendet diese Pflanzengattung einen schlauen Trick an. Sie imitiert mit Form und Zeichnung ihrer Blüte eine bestimmte Insektenart, an welche sie im wahrsten Sinn auf Gedeih und Verderb gebunden ist. So ist zum Beispiel als Bestäubungsinsekt für die große Spinnenragwurz die Sandbiene Andrena nigroaenea zuständig, deren Sexuallockstoff mit dem Duftstoff der Orchidee identisch ist. Über die Bestäuberin der kleinen Spinnenragwurz ist bisher nur wenig bekannt, man geht aber auch hier von einer Sandbienenart aus. Beide Arten sind streng geschützt und werden mit Hilfe von landschaftspflegerischen Maßnahmen umsorgt. So konnten sich einzelne Bestände, zumindest die der großen Spinnenragwurz, während der vergangenen Jahre deutlich vergrößern. Die „Kleine” hingegen zählt weiterhin zu den absoluten Raritäten unserer fränkischen Naturjuwelen!

- Der breite gelbe Rand an der Blütenlippe ist das Erkennungsmerkmal der kleinen Spinnenragwurz (Ophrys araneola).
- Foto: Walter Hufnagel
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Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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