Der Gloss'n Hans macht sich Gedanken

Lieber Osterhase

Du wirst lachen, aber ich bin froh, dass es Hühnerhalter gibt. Stell Dir bloß mal vor, wir Menschen müssten alle Eier suchen, die wir essen wollen. So wie die Wildtiere in der Natur, die scharf auf Eier sind: die Marder und Eichhörnchen, die Greifvögel und Raben, die Spechte und Eulen. Dann wären Eier ganz schön rar auf unserem Speiseplan. So viel könntest Du ja gar nicht verstecken.

Du bist ja auch nur für die gekochten und bunt gefärbten Eier zuständig. Im Prinzip – denn Du hast ja viele Helfer. Für’s Ausblasen und Bemalen waren schon immer die Menschen zuständig. Wie viele Eier werde ich wohl schon bemalt haben in meinem Leben? Erst als Kind (dann Schaffenspause) und dann zusammen mit Kindern. Und wie viele hab ich beim Ausblasen zerbrochen oder dann beim Bemalen verhunzt?

Darf man eigentlich, wenn man als Erwachsener einer Kinderschar beim Eiersuchen zuschaut, auch Tipps geben? Wenn die einen alle finden und andere nichts, muss man doch eingreifen, aus pädagogischen Gründen und im Sinne der Gerechtigkeit. Andererseits könnte man die Eier ja dann auch gleich gerecht unter den Suchenden verteilen. Die dann keine Suchenden mehr wären, sondern Eierempfangende. Da kriegt das Ostereiersuchen eine verteilungspolitische Dimension. Und Du ein Glaubwürdigkeitsproblem.

Wenn ich jetzt draußen am Feldrand einen Verwandten von Dir sehe, überkommt mich kurz die Sehnsucht, wieder an Dich glauben zu können. Die Langohren hasten dann zwar von dannen, ohne Korb am Rücken und ohne Farbe und Pinsel. Aber es bleibt eine tröstende Erinnerung an die schöne Tradition. Und an die Hoffnung, dass so wie dem Winter das Frühjahr und den Sorgen ein Segen auch den Kämpfen ein Frieden folgt. Mach weiter so. Frohe Ostern!

Ihr Gloss’n Hans