Abitur 2020
Gymnasium Eckental: Abifeier im Autokino

Foto: K. Unbehaun
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Am Freitagnachmittag waren die Besucher des Autokinos am Nürnberger Flughafen außergewöhnlich gut gekleidet: Hier ein Mann im Anzug, dort eine junge Frau im Abendkleid. Auf dem großen Parkplatz direkt neben dem Nürnberger Airport fand eine ganz besondere Veranstaltung statt. Wo sich die Autoinsassen sonst Filme anschauen, empfingen nun 138 Abiturienten ihre Zeugnisse. Etwa 700 Gäste, verteilt auf 205 Fahrzeuge, verfolgten das Bühnengeschehen und auf der großen Leinwand dessen Live-Übertragung.

Foto: K. Unbehaun

Die Sorge vor dem Corona-Virus hatte die diesjährigen Absolventen durchs ganze Abitur begleitet, bis hin zur Abifeier. Schulleiter Burkard Eichelsbacher begann einleitend mit einem Appell an die Gäste, ihren Mundschutz anzulegen, und auch in seiner Rede war Corona immer wieder Thema. Er machte noch einmal deutlich, was für eine besondere Herausforderung es war, unter diesen Umständen das Abitur zu schreiben. Umso erfreulicher ist es, dass alle 138 Abiturienten bestanden haben.

„Abios Amigos - ab jetzt drucken wir unsere Noten selbst“

Als dritter Bürgermeister des Marktes Eckental betrat Felix Zosel die Bühne im roten Overall und mit Maske. Sein Outfit hatte er auf das diesjährige Abimotto abgestimmt: „Abios Amigos - ab jetzt drucken wir unsere Noten selbst“, abgeleitet von der Netflix-Serie "Haus des Geldes". Landrat Alexander Tritthart konnte nicht persönlich an der Veranstaltung teilnehmen und übermittelte seine Glückwünsche per Videobotschaft.

Foto: K. Unbehaun

Die Zeugnisverleihung selbst fand in Gruppen von jeweils fünf Schülern statt. Alle Beteiligten auf der Bühne trugen Schutzmasken, statt eines Händedrucks gab es einen einen „Ellenbogen-Check“, statt Applaus ertönte lautes Hupen. Sicherlich verlief die Zeugnisvergabe in diesem Jahr nicht so, wie es sich die Abiturienten vorgestellt hatten – aber immerhin hatte die Idee mit dem Autokino überhaupt eine Abiturfeier mit Freunden und Verwandten ermöglicht.

Foto: J. Müller

Langer und beschwerlicher Weg 

Dass der Weg von der Vorbereitung über die Prüfungen bis zur Veranstaltung kein leichter war, wurde von allen Rednern aufgegriffen. Drei Wochen nach den Faschingsferien wurde das Gymnasium in Eckental geschlossen, für die Abiturienten fielen mehrere Klausuren aus, die auch nicht mehr nachgeholt wurden. Stattdessen wurde eine Durchschnittsnote berechnet. Die Prüfungsvorbereitung auf das anstehende Abitur fand online statt. "Man hat gemerkt, dass auch Lehrerinnen und Lehrer manchmal überfordert waren", erzählt Nela Frischholz, die die ungewöhnliche Zeugnisübergabe mitorganisiert hat.

Nach den Osterferien durften die Abiturienten dann wieder zurück in die Schule. "Da war dann mitunter eine nicht funktionierende Technik das Problem", sagt Nela. Die Grundkurse wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. In zwei Klassenzimmern sollte per Videoübertragung der Unterricht parallel stattfinden, was oft nicht geklappt hat, wie Nela erzählt. "Wichtig für die Vorbereitung war, dass man selber daheim aktiv werden musste. Die Motivation hat dann nachgelassen, weil es nach mehreren Wochen daheim ohne Kontakt zu anderen einfach langweilig wird und es auch nicht immer einfach ist, sich selber den Stoff beizubringen."

Einen großen Nachteil gegenüber anderen Jahrgängen, findet Nela, gab es dennoch nicht. Es seien alle Schüler für die Abiturprüfungen zugelassen worden, obwohl es normalerweise dafür bestimmte Hürden zu meistern gilt. „Außerdem wurden unsere Noten mit einer Günstigerprobe bestimmt, sogar wenn man eigentlich schon eine Note in dem Halbjahr hatte. Das heißt, eigentlich hat jeder die bestmögliche Note bekommen."

Foto: J. Müller

Abstriche hatten die Abiturienten in diesem Jahr trotzdem zu verkraften. „Wir mussten auf vieles „Schöne“ am Ende verzichten. Wir hatten weder Abischerz und Mottowoche, noch konnten wir die letzten Wochen zusammen als Jahrgangsstufe verbringen.“, sagt Nela. Auch die traditionellen Partys nach den Prüfungen am Parkplatz vor dem Gleis 3 konnten nicht stattfinden. "Für manche klingt das vielleicht unwichtig, aber für uns ist das als Tradition wichtig, da man mit dem Abitur das Ziel unserer Schullaufbahn endlich erreicht hat", so die Abiturientin. „Zum Glück haben wir für die klassische Zeugnisvergabe und die Party danach eine Alternative gefunden: Zeugnisverleihung im Autokino und Abiparty auf dem Grillplatz statt im Club."

Zeugnisvergabe dank engagierter Eltern

Lange mussten die Schüler des Gymnasiums Eckental davon ausgehen, dass die Zeugnisverleihung in diesem Jahr gar nicht stattfinden wird. Die Idee einer Veranstaltung auf dem Sportplatz der Schule wurde aufgrund der damals geltenden Beschränkungen schnell wieder verworfen.

Dass es dann doch noch zur Zeugnisvergabe kam, verdanken die Schüler zwei engagierten Eltern. Sylvia Beyer hatte sich dafür eingesetzt und hatte auch die Idee mit dem Autokino. Jörg Karas hat das Ganze dann mit Beyer zusammen ins Rollen gebracht, da er mit dem Betreiber des Autokinos befreundet ist. "Ohne die beiden gäbe es diese Zeugnisverleihung gar nicht und wir sind wirklich sehr dankbar für ihre Unterstützung", sagt Nela. Nach den Prüfungen sind auch die Schüler mit in die Planungen eingestiegen. Der Ablauf wurde so gestaltet, dass er dem einer "normalen" Zeugnisverleihung sehr nahekommt. "Wir sind glücklich, dass überhaupt etwas stattfindet".

Autor:

Jennifer Müller aus Eckental

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