Bürgermeisterwahl 2026
Ilse Dölle tritt nicht mehr an

Tonangebend: Ilse Dölle als Dirigentin des „Eckental-Liedes” beim Neujahrsempfang im Januar 2025 – 
dem voraussichtlich vorletzten Neujahrsempfang ihrer Amtszeit. | Foto: Uwe Rahner
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  • Tonangebend: Ilse Dölle als Dirigentin des „Eckental-Liedes” beim Neujahrsempfang im Januar 2025 –
    dem voraussichtlich vorletzten Neujahrsempfang ihrer Amtszeit.
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Nach zwölf Jahren wird Ilse Dölle ihre Amtszeit beenden und blickt schon jetzt „dankbar zurück”

Am 8. März 2026 werden in Bayerns Kommunen unter anderem die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister neu gewählt. Im Markt Eckental ist nun klar: Es wird einen Wechsel geben. Amtsinhaberin Ilse Dölle hat sich entschieden, nicht mehr zu kandidieren. Nach zwei Amtszeiten und insgesamt zwölf Jahren an der Spitze der Marktgemeinde wird die 61-Jährige Ende April 2026 ihr Amt abgeben. Bis dahin wird sie sich wie gewohnt mit ganzer Kraft für „ihr Eckental” einsetzen, wie sie im Gespräch mit der wochenblatt-Redaktion versichert.

Eckentals Bürgermeisterin Ilse Dölle beim Gespräch mit Redakteur Uwe Rahner und Herausgeber Andreas Unbehaun (von rechts) in der wochenblatt-Redaktion. | Foto: Lena Säuberlich
  • Eckentals Bürgermeisterin Ilse Dölle beim Gespräch mit Redakteur Uwe Rahner und Herausgeber Andreas Unbehaun (von rechts) in der wochenblatt-Redaktion.
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wb: Das ist eine sehr weitreichende Entscheidung – für die ganze Gemeinde, für den kommenden Wahlkampf, aber ganz besonders für Sie persönlich?
ID: Die Entscheidung ist mir auch sehr schwer gefallen. Aber es ist der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören und einem neuen Bürgermeister die Chance zu geben, Eckental weiter zu gestalten.

Bis zum Ende der Amtszeit sind es noch siebeneinhalb Monate. Zurückblicken darf man trotzdem schon – ein Fazit in wenigen Sätzen?
Für mich ist das Bürgermeisteramt der schönste und abwechslungsreichste Beruf, den man sich vorstellen kann – und zugleich viel mehr als nur ein Beruf. Es war mir eine große Ehre, für meine Heimat Eckental zu arbeiten, es zu gestalten und für die Bürgerinnen und Bürger da sein zu dürfen.
Es waren zwölf zum Teil anstrengende Jahre mit Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg samt Energiekrise und vielen weiteren Herausforderungen. Deswegen war es auch mein Anliegen, dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürgern nach Kontinuität, Sicherheit und Zuversicht gerecht zu werden.
In meiner Amtszeit wurden viele wichtige Projekte für Eckental auf den Weg gebracht, manchmal auch gegen Widerstände. Es war aber immer mein Ziel, durch mein Wirken die Standortattraktivität von Eckental zu sichern und zu steigern, nicht nur sozial und gesellschaftlich, sondern auch wirtschaftlich. Wir haben Rekordinvestitionen getätigt und es trotzdem in 12 Jahren geschafft, die Verschuldung von ca. 600 Euro auf ca. 260 Euro pro Einwohner zu reduzieren, komplett gegen den Trend vieler bayrischer Kommunen, deren Verschuldung stetig zunimmt und bei derzeit ca. 790 Euro pro Einwohner liegt.

Sie waren vor dem Wahlsieg 2014 schon lange in der Kommunalpolitik tätig, auch als 3. Bürgermeisterin. Wird man da anders wahrgenommen in dem Moment, wo man „Erste” ist?
Ja, man wird auf jeden Fall anders wahrgenommen, obwohl ich ja immer noch der gleiche Mensch, die gleiche Ille bin. Ich habe immer versucht, genauso offen und zugänglich für die Bürger zu sein, wie ich es die vielen Jahre als Marktgemeinderätin, als Fraktionsvorsitzende oder als 3. Bürgermeisterin war. Für mich hat sich also im Umgang mit den Bürgern durch das Amt nichts verändert.

Sind da auch die Erwartungen größer?
Auf jeden Fall. Wenn zum Beispiel die Vereine zu einem Fest oder Jubiläum einladen, wünschen sie sich, dass die Erste Bürgermeisterin kommt. Und für mich war es selbstverständlich und ein Zeichen der Wertschätzung, persönlich zu kommen.

Wussten Sie, dass manche das wochenblatt schon scherzhaft als „Dölle-Bravo” bezeichnet haben?
Ehrlich? Dölle-Bravo habe ich noch nie gehört. Dass ich häufig im wochenblatt abgebildet werde, stimmt sicherlich, denn ich bin nun mal die Repräsentantin von Eckental. Aber das war immer getrieben durch Berichte über Ereignisse und Veranstaltungen von Vereinen und Institutionen aus Eckental. In den Beiträgen, die die Verwaltung ans wochenblatt schickt, konzentrieren wir uns immer auf das Thema, um das es geht und sonst nichts. Was ich durchaus mitbekommen habe, waren Kommentare über mein Aussehen und meine Kleidung, was bei einem Mann nicht der Fall gewesen wäre.

Klar, wenn der Landrat kommt, bildet man ja auch den ab und nicht jemand anderes. Hat sich denn die Pressearbeit in den letzten Jahren verändert?
Sicherlich hat sich in den letzten zwölf Jahren die Pressearbeit auch mit den sozialen Medien sehr verändert, auch dahingehend, dass die Bürger mehr Informationen und Transparenz erwarten. Dem sind wir natürlich auch mit der Schaffung einer Teilzeit-Pressestelle nachgekommen. Denn die repräsentativen Aufgaben in einer Gemeinde gehören nun mal auch zu den Kernaufgaben einer Bürgermeisterin, genauso wie die Führung und die Verantwortung von 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Und besonders beim Repräsentieren hat man die Gelegenheit mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und ihre Sorgen und Nöte kennenzulernen.

Und dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit den Medien.
Ja. Und wenn jemand sagt, die Gemeinde braucht ein Gemeindeblatt, habe ich immer gesagt nein, wir haben das wochenblatt und wer das aufmerksam liest, der weiß, was bei uns alles passiert. Denn das wochenblatt versorgt praktisch jeden Haushalt mit Informationen, das sucht seinesgleichen und das vergessen manche leider. Ohne wochenblatt wäre unser Vereinsleben ein ganz anderes. So kriegt jeder Eckentaler mit, was los ist bei unseren Vereinen und Kirchen, in den Kindergärten, bei unseren Senioren, in den Grundschulen und so weiter.

Wie viele Bieranstiche haben Sie eigentlich absolviert in diesem Amt?
Sieben Kirchweihen mal zwölf Jahre ergibt 84 Bieranstiche – minus zwei, als ich nicht konnte. Und jeder einzelne hat Spaß gemacht.

Zum ersten Mal in der Geschichte des Marktes Eckental scheidet ein Bürgermeister freiwillig aus dem Amt – ein Novum. Was steht nach dieser Wahl an? Bleiben Sie aktiv in der Kommunalpolitik?
Ich persönlich finde es schade, dass es ein Novum ist. Wie gesagt, es war für mich weit mehr als ein Beruf, ich möchte fast sagen es war für mich eine Berufung. Aber nach einer gewissen Zeit sollte es selbstverständlich sein, neue Impulse und Entscheidungen zuzulassen. Am Ende einer dritten Amtszeit wäre ich 68 Jahre. Ich finde es daher nur richtig, den Weg frei für frische Ideen zu machen. Was ich konkret danach machen werde, habe ich noch nicht final entschieden. Bis Mai 2026 liegt mein voller Fokus auf Eckental und meinem Amt.

Was sagen Ihr Vater und Ihre Söhne zur Entscheidung, aufzuhören?
Mein Papa Udo findet es schade, dass ich nicht mehr zur Wahl antrete, versteht es aber auch. Er hätte mir beste Chancen zugerechnet. Meine Söhne unterstützen mich in meiner Entscheidung und freuen sich mit mir über die dann wiedergewonnene freie Zeit, wenn sie uns besuchen kommen.

Welche Herausforderungen warten auf Ihre Nachfolgerin oder Ihren Nachfolger in diesem Amt?
Ich möchte betonen, dass ich Eckental nach 12 Jahren in einem sehr guten Zustand übergebe – es war viel zu tun. Zunächst musste die Verschuldung reduziert werden, um Finanzspielräume für Investitionen zu schaffen. Die Herausforderung wird sein, diese finanziellen Spielräume sinnvoll zu nutzen und gleichzeitig zu halten. Außerdem muss man langfristig denken. Nicht alles was wünschenswert ist, kann finanziert werden! Die Kommunalpolitik ist die Champions League der Politik, denn hier vor Ort müssen die Gesetze der „großen” Politik umgesetzt werden, ob sie einem gefallen oder nicht!

Werden die Zeiten schwieriger angesichts allgemein knapper Kassen?
Wie eben erwähnt, habe ich keine Angst vor den finanziellen Herausforderungen. Eckental ist sehr gut aufgestellt. Wir haben gut gewirtschaftet, den Schuldenstand extrem verringert und sind nicht so abhängig von Gewerbesteuereinnahmen wie andere Kommunen. Für Eckental sind die Einnahmen aus der Einkommenssteuer zum Glück relativ stabil, was uns in die komfortable Situation bringt, weiterhin mehr als andere Kommunen aufwenden zu können.
Deshalb investieren wir seit Jahren sehr viel in Bildung, Familien, das Straßen-, Abwasser-, und Wasserleitungsnetz, Digitalisierung, Feuerwehren, klimaneutrale Energieversorgung und vieles mehr.

Was waren besonders schöne Erlebnisse während der beiden Amtsperioden?
Oh, das ist eine schwierige Frage, denn es gab unglaublich viele schöne Erlebnisse. Aber besonders waren immer die Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern, bei denen ich sie unterstützen und Probleme lösen konnte oder vielleicht manchmal auch nur zugehört habe. Ein weiteres Beispiel, das ich hervorheben möchte, ist Ebach. Hier entstand durch das Projekt „Unser Dorf hat Zukunft“ eine wunderbare Dorfgemeinschaft, mit vielen tollen Aktionen und Initiativen verteilt über das ganze Jahr.
Natürlich freut es mich auch immer, wenn jemand mich auf der Straße anspricht und aus freien Stücken zu mir sagt „schön, dass wir Sie als Bürgermeisterin haben”.

Und was waren die schlimmsten Momente?
Ich würde es anders formulieren, nicht die schlimmsten, sondern die herausforderndsten. Da war die Asylkrise sehr herausfordernd. Diese hat dann aber mit dem großartigen Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger und der Arbeit von FLEck auch zu tollen Erlebnissen geführt.
Die zweite Herausforderung war natürlich Corona. In dieser für alle völlig neuen Situation, war plötzlich die Verantwortung zum Beispiel für 110 Mitarbeiter, die Wasserversorgung von über 17.000 Personen, alle neun Feuerwehren, die Schulen, sehr anspruchsvoll.
In dieser Situation kam uns die gute Zusammenarbeit und der sehr gute Ruf bei den Institutionen wie staatliches Bauamt, Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt sehr entgegen.
Es waren aber auch die beiden Wahlkämpfe, die mir negativ in Erinnerung geblieben sind. Da gab es doch immer wieder persönliche Angriffe, die teilweise deutlich unter die Gürtellinie gingen. Und auch das politische Miteinander in den Gremien war leider auch immer wieder von persönlichen Befindlichkeiten geprägt und nicht durch sachliche Entscheidungen getragen. Dabei sollte es gerade in der Kommunalpolitik immer um die Sache und das Beste für Eckental gehen.

Welche Projekte, die Sie nicht mehr selbst zu Ende führen können, liegen Ihnen besonders am Herzen?
Generell wird man in diesem Beruf nie fertig, man hat immer neue Pflichtaufgaben, aber auch Ideen. Nachdem ich in den letzten Jahren einen großen Fokus auf Kinder, Jugend und junge Familien gelegt habe, wie zum Beispiel den Ausbau der Kindergartenplätze, die Sanierung der Schulen, das Angebot von günstigen Bauplätzen, ist es mir nun ein Herzensprojekt, auch den Seniorenbereich voranzubringen.
Wichtig ist für mich natürlich auch die Entwicklung von Eschenau Nord, eine klassische Nachverdichtung, da kann was ganz Zukunftsweisendes entstehen. Das kann unsere Verwaltung aber nicht alleine stemmen, da braucht man Investoren, auch wenn manche da Bedenken haben.
Was mich auch umtreibt, ist die weiterhin eigenständige Wasserversorgung in Eckental. Auch unser Schloss Büg in Forth wird ein Highlight, da muss man sich aber auch etwas trauen. Eckental ist bereit für etwas Neues.

Sie sind bekannt als Inbegriff einer fitten, dynamischen Frau. Was ist Ihr Geheimrezept?
Also ich bin ja generell ein sehr positiver Mensch, das habe ich von zu Hause mitbekommen. Außerdem ist es meiner Meinung nach wichtig sich auf Lösungen zu fokussieren und nicht auf Probleme. Dabei habe ich immer einen pragmatischen Ansatz verfolgt. Ich bin aber überzeugt, dass gute Ideen und Lösungen nur entstehen, wenn man sein großes Netzwerk und Menschen mobilisiert.
Und wenn ich dann gute Ergebnisse erreiche, motiviert mich das für meine weitere Arbeit.

Welchen Aktivitäten oder Vereinen können Sie sich zuwenden, wenn Sie nächstes Jahr mehr Zeit haben?
Ich freue mich auf ein neues Kapitel in meinem Leben und auf herausfordernde neue Aktivitäten. Wie schon erwähnt, liegt bis dahin mein voller Fokus auf Eckental.

Wie muss die Nachfolgerin oder der Nachfolger geschnitzt sein?
Ich würde mir wünschen, dass es eine Person ist, die sehr empathisch ist, auf die Menschen zugehen kann und ihre Sorgen und Nöte ernst nimmt. Und jemand, der auch weiß, welch große Verantwortung das Bürgermeisteramt erfordert.

„Es war mir eine große Ehre”

Vielen Dank für das Gespräch. Notieren wir noch ein Schlusswort?
Ich möchte mich schon jetzt ganz herzlich bei allen Bürgerinnen und Bürgern für das Vertrauen, bei meinen Kolleginnen und Kollegen in der Gemeinde für die gute Zusammenarbeit und bei meiner Familie, meinen Freunden und bei meiner Wählergruppierung, der UBE, für die große Unterstützung bedanken: Es war mir eine sehr große Ehre!

Tonangebend: Ilse Dölle als Dirigentin des „Eckental-Liedes” beim Neujahrsempfang im Januar 2025 – 
dem voraussichtlich vorletzten Neujahrsempfang ihrer Amtszeit. | Foto: Uwe Rahner
Eckentals Bürgermeisterin Ilse Dölle beim Gespräch mit Redakteur Uwe Rahner und Herausgeber Andreas Unbehaun (von rechts) in der wochenblatt-Redaktion. | Foto: Lena Säuberlich
Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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