Anstelle einer kleinen Kapelle
Vor 550 Jahren entstand die Kirche in Kalchreuth

Ein Bild von Carl Joachim Haller 1748, gemalt von Johann Jacob Schwarz um 1730.
 | Foto: Repro: Ernst Bayerlein
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  • Ein Bild von Carl Joachim Haller 1748, gemalt von Johann Jacob Schwarz um 1730.
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Eine richtige fränkische Kirchweih/Kärwa konnte wegen der Corona-Pandemie auch in diesem Jahr nicht gefeiert werden. Dabei hätte es dafür einen gewichtigen Grund gegeben, denn vor 550 Jahren, genau am 14. Juni 1471 wurde von den Bewohnern der Dörfer Kalchreuth, Käswasser und Röckenhof begonnen den Baugrund für ein neues Kirchenschiff, dem heutigen Langhaus, auszuheben und einen großen Anbau an die bestehende kleine Andreskapelle zu errichten. Die Fertigstellung war dann am Laurentiustag, den 10. August des Jahres 1472. So ist es in der alten Chronik überliefert.

Das Langhaus ist neun Meter hoch, fast neun Meter breit und 15,10 Meter lang.

Erst im Jahre 1494 wurde dann die kleine Andres-Kirche abgetragen und Jobst I. Haller zu Kalchreuth ließ den großartigen spätgotischen Chor, der höher ist als das Langhaus, errichten. Die reiche Ausstattung mit den vielen Kunstwerken von Nürnberger Meistern erfolgte 1498 dann vom Sohn Wolf III. Haller.

Kirchturm entstand erst später

Der weithin sichtbare, 35 Meter hohe Kirchturm kam erst 1788/89 hinzu. Wie auf alten Bildern ersichtlich ist hatte die Kirche über Jahrhunderte lang immer nur einen Dachreiter aus Holz für die Glocken und die Uhr. Er wurde im Auftrag von den drei Dorf-Gemeinden vom Erlanger Maurermeister Johann Jakob Fiedler und von Zimmermeister Georg Konrad Thaler, ebenfalls aus Erlangen, errichtet.

Doch zurück zum Langhaus. Als Datum ist mit gotischen Ziffern 1471 an der südlichen Außenwand, links über dem spitzbogigen Südportal, eingemeißelt. Weiter links davon ist eine alte sogenannte Zimmermanns – Sonnenuhr zu sehen mit einem Schattenwerfer-Stab.

Für den Bau des Langhauses wurden Sandsteine aus dem Reichswald verwendet, teilweise ist an der Außenmauer ein Wasserschlaggesims zu sehen. Es sind mehrere Fenster vorhanden. Die jetzigen Türen an der Süd- und Nordseite wurden 1744 auf Kosten der Dorfgemeinden angefertigt.

Das Langhaus ist breiter als der Chor, sodass Platz für zwei Altäre war, für den sogenannten Marienaltar an der Südseite und an der Nordseite den Anna-Selbtritt-Altar. Er stammt aus dem Jahre 1516 und ist eine Stiftung von Ulrich Starck von Röckenhof.

Im Innern der Kirche haben sich Reste von ursprünglichen Gestühls, teils aus Nürnberger Klöster, aus der Zeit um 1500 erhalten, der größere Teil stammt aus dem Jahre 1694. So auch im hinteren südlichen Teil das sogenannte Männergestühl, die sieben Reihen mit den einzelnen Stallen und den aufklappbaren Sitzen. Die anderen Sitzbänke sind das sogenannte Frauengestühl, unterbrochen von einer Bank mit den Wappen der Familie Starck aus Röckenhof und auf der Südseite der früheren Herrschaftsfamilie von Haller.

Die erste Empore an der Nord- und Südseite mit einem Treppenaufgang im Westen wurde 1619 eingebaut. Auf der ersten Empore Nordseite gibt es seit 1694 ebenfalls Stallen-Sitze und früher gab es die Reitsitze, jetzt sind es Sitzbankreihen ebenso wie auf der Empore - Südseite. Die Empore an der Westseite kam wohl 1706 hinzu, diese Orgelempore hat seit 1746 vorne eine halbrunde Auskragung.

Im Jahre 1746 wurde die zweite Empore an der Süd- und Nordseite eingefügt. Die Decke besteht aus einen hölzernen verlatteten Spiegelgewölbe, es wurde 1747 erneuert und dann wieder 1930. Die jetzige Bemalung der Emporen erfolgte bei der Restaurierung der Kirche im Jahre 1930.

Erste Orgel stellte der Orgelbauer August Meyer aus Nürnberg auf

Auf der Westseite fällt die große Orgel auf. Die erste Orgel in der Kirche stellte der Orgelbauer August Meyer aus Nürnberg auf. Sie hatte ihren Platz auf der ersten Empore Nordseite und zwar vor dem Anna-Selbtritt-Altar. 1746 wurde eine neue Orgel von dem Nürnberger Orgel- und Instrumentenbauer Johannes Christoph Kittelmann angeschafft. Die Kosten betrugen 300 Gulden, sie wurde jetzt in der Mitte der Westseite auf der ersten Empore aufgestellt. Das einfache Orgelgehäuse mit dem fünfteiligen Prospekt ist verziert, oben ist ein sechsstrahliger Stern und als Abschluss eine silberne Wolkengloriole und dem hebräischen Wort für Jehova.

Das Gehäuse wurde 1907 restauriert und ein neues Werk der Orgelbaufirma Steinmeyer in Öttingen eingebaut.

Kriegergedenktafeln an der Südseite

Im Langhaus an der Südseite gibt es mehrere alte Kriegergedenktafeln und einfache Tafeln die an die gefallenen Männer des Zweiten Weltkrieges erinnern. Besonders zu erwähnen sind eine sehr wertvolle Dorsalie (Gobelin) nämlich Maria im Strahlenkranz aus den Jahren um 1450 und eine gestickte Dorsalie (Teppich) aus den Jahren um 1475/80. Immer wieder sind die Besucher der spätgotischen St. Andreas-Kirche von der Schönheit des Gotteshauses angetan.

Die Kirche ist täglich geöffnet, Kirchenführungen können über das Pfarramt vereinbart werden.

Ernst Bayerlein

Ein Bild von Carl Joachim Haller 1748, gemalt von Johann Jacob Schwarz um 1730.
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Die St. Andreas-Kirche heute mit dem Chor, dem Langhaus und dem Kirchturm.
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Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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