Kein Fall für die Biotonne
Kaffeekapseln und Kompost

Auch als „biologisch abbaubar“ verkaufte Kaffeekapseln oder Plastiktüten aus der Biotonne konnten bei Versuchen in der Kompostierung nicht verwertet werden. Der zertifizierte Kompost aus Medbach und Gosberg ist aber frei davon, weil er nur aus Grüngut entsteht. | Foto: Privat
  • Auch als „biologisch abbaubar“ verkaufte Kaffeekapseln oder Plastiktüten aus der Biotonne konnten bei Versuchen in der Kompostierung nicht verwertet werden. Der zertifizierte Kompost aus Medbach und Gosberg ist aber frei davon, weil er nur aus Grüngut entsteht.
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Kaffeekapseln im Biokreislauf? Keine gute Idee!

Hersteller von „kompostierbaren Kaffeekapseln” werben damit, dass diese biologisch abbaubar seien. Das hieße, dass die Kapseln nach dem Gebrauch auf dem Kompost abgebaut und in den Naturkreislauf übergehen können. Anschließend könne mit dem Kompost der Garten gedüngt werden.

Die Abfallwirtschaft des Landratsamtes Forchheim hat den Test gemacht und versucht, sogenannte „Bio-Kaffeekapseln“ zu kompostieren. Doch selbst nach deutlich mehr als einem Jahr sind diese Kapseln noch fast vollständig erhalten. Von einem biologischen Abbau ist nichts zu sehen. Das betrifft nicht nur den heimischen Gartenkompost, sondern auch die Biotonne, wenn die Kapseln über diese entsorgt werden.

„biologisch abbaubar” ist nicht gleich kompostierbar

Viele als „biologisch abbaubar” verkaufte Verpackungen können in einer Kompostierungsanlage nicht richtig verwertet werden und verursachen dadurch Probleme. Die Zersetzungsdauer beträgt oft weit über ein Jahr, der Aufenthalt des Biomülls in der Kompostieranlage liegt deutlich darunter. Somit kann kein vollständiger Abbau erfolgen. Darüber hinaus kann die Sortieranlage natürlich nicht unterscheiden, ob es sich um eine abbaubare oder eine herkömmliche Kaffeekapsel oder um eine Plastiktüte bzw. um eine abbaubare „Bio-Plastiktüte” handelt und sortiert beides mit aus. Das gleiche gilt z.B. für Bambusbesteck oder Holzgabeln.

Somit sind diese Produkte über die Restmülltonne zu entsorgen, so das Fazit der Abfallwirtschaft des Landratsamtes Forchheim. Gerne in die Biotonne dürfen Essensreste aus privaten Haushalten, Obst- und Gemüsereste, Fallobst, Laub oder Grüngut wie z.B. Rasen- oder Heckenschnitt.

Der Weg der Igensdorfer Biotonnen-Inhalte

Jährlich gelangen etwa 13.000 t Biomüll aus fast 900.000 Biotonnen-Leerungen mit sechs Müllfahrzeugen im ganzen Landkreis Forchheim über das Entsorgungszentrum Deponie Gosberg weiter zur Firma Eichhorn in Bamberg. Dort werden zunächst etwa 10 % Fremdstoffe wie Kunststoffteile mechanisch aussortiert und im benachbarten Müllheizkraftwerk verbrannt.

Großteiliges Material wird in der Kompostierung abermals gesiebt, gehäckselt und aufgetürmt. Bei einer Heißrotte mit Temperaturen von ca. 70-80 °C und biologischen Abbauprozessen wird der entstehende Kompost hygienisiert. Nach drei Wochen Intensivrotte folgt die mehrwöchige Nachrotte mit weiterem Sieben.

Kleinteilige Stoffe mit hohem Organikanteil wie Essensresten werden in der Biogasanlage in Strullendorf bei 50-55 °C vergärt und dabei hygienisiert. Mit dem Biomüll aus dem Landkreis Forchheim wird Strom für ca. 3000 Haushalte erzeugt, die Abwärme wird als Nebenprodukt genutzt. Die Gärreste gelangen dann (wie der Dünger aus der Kompostierungsanlage) auf landwirtschaftlich genutzte Felder und versorgen Pflanzen mit wichtigen Nährstoffen.

Getrennte Sammlung und Entsorgung spart Gebühren

Der Aufwand, der benötigt wird, um den Bioabfall zu sammeln und sinnvoll zu verwerten, ist mit Kosten verbunden. Diese werden über die Gebühren für Müll- und Biomüllabfuhr finanziert – anders als die privatwirtschaftlichen Systeme für „Gelbe Tonnen“ und Papiertonnen. Für die getrennte Sammlung gibt es gute Gründe. Zum einen gelangen durch Kompostierung und Nutzung als Landwirtschaftsdünger organische Stoffe in die Natur zurück. Zum anderen wäre die Verbrennung auch der Bio-Abfälle im Müllheizkraftwerk sehr teuer. Durch den Betrieb der Biogasanlage können ebenfalls die Verwertungskosten weiter gesenkt werden, was wiederum dem Gebührenzahler zugutekommt.

Die Kosten könnten noch weiter reduziert werden, wenn sich keine Fremdstoffe in der Biotonne befänden. Dadurch wäre deutlich weniger Sortierung, Siebung und Verbrennung von Fremdstoffen notwendig. Alternativ zur Biotonne kann der Biomüll zuhause auf dem Komposthaufen verwertet und anschließend zur Düngung im Garten eingesetzt werden. Es ist jedoch unbedingt darauf zu achten, dass keine fleischhaltigen Lebensmittel oder Soßen auf den Kompost gelangen, da diese Ungeziefer anziehen können.

Kompost aus Gosberg

In einer landkreiseigenen Kompostierungsanlage am Entsorgungszentrum Deponie Gosberg wird kein Inhalt aus Biotonnen verarbeitet, sondern nur Grüngut wie Hecken- oder Rasenschnitt. Das Material stammt von 23 der insgesamt 30 Wertstoffhöfe im Landkreis sowie von Direktanlieferungen an das Entsorgungszentrum. Der Kompost aus dieser Anlage ist seit über 20 Jahren mit dem RAL-Gütezeichen Kompost ausgezeichnet. Am Entsorgungszentrum gibt es den Naturland- und Bioland- zertifizierten Kompost sowie ein Kompostgemisch mit Sand als loses Schüttgut zu kaufen.

Kompost aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt

Der Inhalt der Biotonnen im Landkreis Erlangen-Höchstadt sowie die Grün- und Bioabfälle aus den vier Wertstoffhöfen werden von der Kompostier Betriebs GmbH Erlangen-Höchstadt in Medbach (Höchstadt) fach- und umweltgerecht verarbeitet. Das Resultat aus den Biotonnen wird auch hier nach der Sortierung als Dünger auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgebracht.

Ausschließlich aus Gartenabfällen entsteht getrennt davon der zertifizierte Bio-Kompost. Das Produkt MebaKomp kann direkt auf der Kompostieranlage zu günstigen Preisen in loser Schüttung erworben werden, ebenso wie Pflanzerde PflanzKOMP, Rindenmulch und Hackschnitzel.

Der Kompost ist ebenso ab dem Frühjahr auf den vier Wertstoffhöfen im Landkreis – also auch am Wertstoffhof Eckental – abgepackt im 40-Liter-Sack erhältlich.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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