Manuel Karger ist selbst seit Monaten betroffen
„Long-COVID” ist eine unterschätzte Gefahr

Manuel Karger als Long-COVID-Patient auf dem langwierigen Weg der Besserung. | Foto: privat
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Die Berichterstattung über die Corona-Pandemie und COVID-19 befasst sich meistens mit Statistiken über Todesfälle, Genesung und Impfung. Seltener hört man von Begriffen wie „Long-COVID” oder„Fatigue-Syndrom”.

„Man nimmt das nur am Rande wahr, bis es einen selber erwischt. Und mich hat es erwischt. Unerwartet und mit voller Wuch” erzählt Manuel Karger aus Oberschöllenbach. Karger ist 35 Jahre alt, verheiratet, Papa einer zweijährigen Tochter und im wochenblatt-Land bekannt unter anderem als Fußballtrainer und Prüfer für das Deutsche Feuerwehr-FitnessAbzeichen DFFA.

Mitte Dezember 2020 ging es seiner Frau und ihm nicht gut, die beiden hatten Grippesymptome. An Heiligabend wurden beide Corona-positiv getestet. So verbrachte man die Weihnachtsfeiertage und dann insgesamt zwanzig Tage in Quarantäne.

Am 14. Januar wurde der Marketingfachmann zum zweiten Mal positiv getestet und am 28. Januar zum dritten Mal. Es war keine Besserung in Sicht und es ging ihm von Tag zu Tag schlechter. Der Leistungssportler trainiert normalerweise 13 bis 16 Stunden in der Woche, ist Triathlet, Athletik-Trainer mit A-Lizenz und Fußballtrainer mit DFB B-Lizenz. Nun aber ließ sein Körper ihn völlig im Stich, schildert er: „Ich wurde von Kopf, Muskel- und Gelenkschmerzen gequält, von heftigem Brennen in der Brust, von Schwindelattacken, Durchfall, Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen und völliger Erschöpfung. Ich verlor meinen Appetit und somit auch etliche Kilo.”

Arbeitgeber gibt auch Halt

Bis zum 15. März wurde Manuel Karger zunächst krankgeschrieben. Danach versuchte er, den Weg zurück in seine Arbeit zu finden, aber es ging einfach nicht. Sein Körper und nun auch seine Psyche machten nicht mit. Als Prokurist der wende.interaktiv GmbH hat er eine verantwortungsvolle Position und ist sehr dankbar, dass ihm das Unternehmen entgegenkommt und Halt gibt.

Am 30. März erbrachte eine Untersuchung in einem Nürnberger Sportinstitut, die er selbst finanzieren musste, keine greifbaren Ergebnisse. Es schien, als könnte man ihm dort keine Hilfe anbieten, um wieder aus seiner Krankheit herauszufinden. Anfang Mai wurde er schließlich als LongCOVID-Patient eingestuft.

Hoffnung auf stationäre sportpsychologische Rehabilitation

Vermehrte mentale und psychische Probleme kamen zu den schon vorhandene Symptomen hinzu. Der Sportler suchte intensiv nach Ansprechpartnern und Ärzten, die ihm noch weiterhelfen könnten. Ende Juni hatte er eine weitere sportärztliche Untersuchung – wieder ohne Ergebnisse und ohne eine Idee, wie man ihm helfen könnte.

Aus Eigeninitiative versucht Manuel Karger gerade, in Erlangen an einer Studie über Long-COVID teilnehmen zu können und wartet noch auf Rückmeldung. Ebenfalls in Erlangen hofft er auf eine stationäre sportpsychologische Rehabilitation, doch konnte ihm bisher niemand sagen, ob und wann man ihn hier aufnehmen könnte.

Rechtzeitige Impfung schützt vor schwerem Verlauf

Am 1. Juli wurde Manuel Karger mit BionTech geimpft: „Ich spürte, wie der Impfstoff meinem Körper überfiel. Ich lag dann eine Woche im Bett, völlig unfähig aufzustehen.” Seit zwei Wochen steht erwieder auf seinen Beinen, aber alle Symptome begleiten ihn weiterhin und machen ihm ein normales Leben unmöglich.

Irgendwann wird er wieder wie früher arbeiten und Sport treiben können, ist Karger zuversichtlich. Wann das sein wird, weiß er nicht. Es ist ihm ein Anliegen, darauf aufmerksam machen, dass eine überstandene Corona-Erkrankung nicht automatisch nach einigen Wochen die Rückkehr in ein normales Leben bedeutet: „Es gibt bestimmt viele Menschen, denen es so geht wie mir. Das Thema LongCOVID ist nun zwar bekannt, weniger bekannt ist aber, dass die Betroffenen kaum Hilfe bekommen.” Eine rechtzeitige Impfung schützt nicht nur mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer Infektion, sondern sie schützt vor einem schweren Verlauf. Manuel Karger kann diesen Schutz aus eigener Erfahrung dringend empfehlen.

Manuel Karger als Long-COVID-Patient auf dem langwierigen Weg der Besserung. | Foto: privat
Manuel Karger beim IRON MAN 2019 auf Lanzarote. Er war unter den TOP 50 der Gesamtwertung. | Foto: privat
Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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