Der Gloss’n Hans macht sich Gedanken
Eiskalt erwischt

- hochgeladen von Gloss'n Hans
Sie wer’n lachen, aber die letzten Abende war nicht nur geprägt von kalten Winden, sondern auch von krassem Halbwissen. Ständig kam die Sprache auf die Eisheiligen – aber immer mit mehr Fragen als Antworten. „Sind das die jetzt, oder sind die schon rum?”
Da hat man mich kalt erwischt, ich war auch nicht sattelfest mit den katholischen Heiligen. Ein guter Anlass, mal nachzuschlagen. Aber nicht gleich bei ChatGPT und Google, sondern erstmal in „Schlipfs Handbuch der Landwirtschaft”. Schließlich geht es um mittelalterliche Bauernregeln. Sie sollen die letzten Fröste vorausahnen lassen, um Missernten und Hunger zu vermeiden. Doch schon 1898 war Landwirtschaftslehrer Johann Adam Schlipf topmodern: „Zur Bestellung und Einsaat seiner Felder wähle man womöglich immer die günstigste Witterung aus, und lasse sich nicht durch Vorurteile und abergläubische Meinungen (Kalendertag!) den Tag der Aussaat bestimmen. Ist der Boden zur Einsaat vorbereitet und tritt zur gehörigen Zeit günstige Witterung ein, so nehme man die Einsaat vor, ohne einen gewissen Kalendertag abzuwarten.”
Vergangene Woche waren nach süddeutschem Brauch die Eisheiligen von Montag bis Freitag, vom 12. bis zum 15. Mai. Pankratius, Servatius, Bonifatius und zu guter Letzt die kalt’ Sophie. Im Obst- und Weinbau kennt man noch die „kleinen Eisheiligen” Urban und Philipp am 25. und 26. Mai. Es heißt auch, dass die uralten Erfahrungen seit der gregorianischen Kalenderreform 1582 erst gut eine Woche nach dem Gedenktag anzuwenden seien. Fazit: Frost oder nicht, nachts bleibt’s frisch.
Die meisten Leser planen keine lebenswichtige Frühjahrspflanzung, sondern die Durchführung und den Besuch von Veranstaltungen. Die Eckenhaider werden schon wissen, warum sie erst am 30. Mai mit ihrer Kärwa anfangen.
Ihr Gloss’n Hans
Autor:Gloss'n Hans aus Eckental |
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