Generalversammlung der Obstgenossenschaft Igensdorf
Trotz Frost im Obstanbau gut gewirtschaftet

Der fränkische Obstanbau ist ein Aushängeschild für die Region, steht aber im Markt und in der Praxis unter Druck. | Foto: Uwe Rahner
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  • Der fränkische Obstanbau ist ein Aushängeschild für die Region, steht aber im Markt und in der Praxis unter Druck.
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Dass der Geschäftsbericht der Genossenschaft einen drastischen Rückgang der Absatzmengen im Vergleich zum Vorjahr auswies, überraschte niemanden in der Generalversammlung der Absatz- und Verwertungsgenossenschaft für Obst und Gartenbauerzeugnisse Igensdorf. Denn die anwesenden Mitglieder kannten als Obsterzeuger und Anlieferer bereits die wetterbedingten Ernteausfälle im Geschäftsjahr 2020. Trockenheit, früher Wärmeeinbruch und später Frost im Mai ließen die Mengen einbrechen. Bei den Umsätzen fiel der Rückgang deutlich geringer aus als bei den Absatzmengen, weil die angelieferte Ware erfolgreich vermarktet werden konnte.

Nur ein Viertel der Kirschenmenge vom Vorjahr

Als Geschäftsführerin der Genossenschaft trug Tina Weishaupt die Eckdaten des Geschäftsberichts 2020 vor: Die Absatzmenge sank bei den Kirschen im Vergleich zum Vorjahr um 77% auf knapp 210 Tonnen, der Umsatz sank nur um 57%. Bei den Zwetschgen war die Differenz noch deutlicher mit 57% weniger Absatzmenge gegenüber 28% weniger Umsatz. Mit Kirschen, Zwetschgen sowie sonstigen Erzeugnissen wie Beeren erzielte die Genossenschaft über 800.000 Euro Warenumsatz. Die Franken Obst GmbH verzeichnet knapp 2 Mio. Euro Umsatz, wie Tina Weishaupt erläuterte. Ihr obliegt auch die Geschäftsführung der von den drei Genossenschaften Igensdorf, Pretzfeld und Mittelehrenbach getragenen Erzeugerorganisation.

Die von Steuerberater Dr. Herbert Göring präsentierten Bilanzzahlen der Igensdorfer Genossenschaft ergaben einen erntebedingten Jahresfehlbetrag von knapp 110.000 Euro.

Gut gewirtschaftet und investiert

Auch den Bericht des Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Thomas Burkhard, prägte der frostbedingter Mengenrückgang. Trotz starker Marktkonkurrenz durch ausländische Importe war die Vermarktung gesichert – angesichts immer weniger Großhandelskunden zunehmend über die Verpackungsanlage direkt an den Einzelhandel – und die Investition in die neue Eiswasserkühlung habe sich bewährt und die Genossenschaft habe gut gewirtschaftet.

Oberrevisor Alexander Löw vom Genossenschaftsverband Bayern bescheinigte dem Vorstand ein Prüfungsergebnis ohne Beanstandungen. Vorstand und Aufsichtsrat wurden jeweils ohne Gegenstimme entlastet. Ebenfalls ohne Gegenstimme wurden Markus Zeiß als Vorsitzender und Herbert Hubmann als stellvertretender Vorsitzender des Vorstands sowie drei turnusgemäß ausgeschiedene Mitglieder des Aufsichtsrates wiedergewählt.

Erzeuger wünschen sich Wertschätzung

Auf die Frage nach Anträgen und Wünschen wurde der Wunsch nach höheren Erlösen aus der Versammlung geäußert: „Mit diesen Preisen können wir den Obstanbau in der Fränkischen nicht erhalten“.

Gute Preise wünschen wir uns alle“, antwortete Vorstandsvorsitzender Markus Zeiß. Die Preise waren allerdings unter Druck durch Importe, die speziell im Falle der Türkei durch Währungsabwertungen besonders preiswert in den deutschen Handel drängten. In vielen Gesprächen mit Politikern verschiedener Parteien habe man sich aktuell auf drei Wünsche konzentriert: Unterstützung für heimischen Anbau durch Zölle auf billige Importe aus nicht-EU-Ländern, Augenmaß bei Mindestlohn-Regelungen für Saisonarbeiter sowie praxisnahe und beschleunigte Pflanzenschutz-Zulassungen.

Dass der mehrfache Wechsel von Pflanzenschutzwirkstoffen als gute fachliche Praxis gilt, die durch fehlende Optionen nicht umsetzbar ist, wurde auch aus dem Forum kritisiert: „Das funktioniert in der Praxis oft nicht so, wie man sich das am Schreibtisch vorstellt!“ Die Mühe zur Verbesserung der Haltbarkeit und das Aussortieren von Teilen der Ernte bringe nichts, wenn die frische Ware dann wegen fehlender Behandlung im Regal verderbe. Markus Zeiß bestätigte, dass Wirkstoffmanagement mit häufigerem Wechsel Resistenzen verhindern würde, aber durch fehlende Alternativen derzeit nicht möglich ist. Zudem wolle der Handel nicht, dass über Wirkstoffrückstände geredet wird und verlange oft geringere Toleranzen als die gesetzlichen Grenzwerte. „Mit vier oder fünf Wirkstoffen könnte man nahezu komplett rückstandsfreies, hochwertiges und haltbares Obst anbieten.“ Die Obsterzeuger sind oft weiter als Politik und Handel, tauschen sich über ideologische Grenzen zwischen integriertem und ökologischem Anbau hinweg aus auf der Suche nach tragfähigen Zukunftslösungen für fränkischen Erwerbsobst-Anbau.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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