zum Leserbrief „Politische Kirche” von A.M.Gruner
Ins Gespräch kommen

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Im Leserbrief „Die politische Kirche” äußerte sich der Verfasser skeptisch bezüglich gesellschaftspolitischer Positionierungen der Kirchengemeinde St. Margaretha, die ihm beim Wählen (die Kirchenräume wurden als Wahllokal zur Verfügung gestellt) ins Auge gefallen waren und die er als möglichen Beeinflussungsversuch während der Wahl – und damit als Verletzung der Trennung von Staat und Kirche empfunden hatte.
Zunächst finden wir es sehr gut, dass der Verfasser das Forum des wochenblatts und den Weg des Leserbriefs gewählt hat, um einen Diskussionsbeitrag zu leisten und damit ins Gespräch miteinander zu kommen. So etwas hat unsere Demokratie nötig, da häufig laute Meinungsbekundungen (oft in Form von Empörung und Unmut) zu hören sind, zu selten aber der respektvolle Austausch unterschiedlicher Positionen mit der Absicht, den anderen zu verstehen oder zu überzeugen.
Und so nehmen wir gerne diesen Faden auf, um inhaltlich zu widersprechen. Aus drei Gründen: Erstens sind Staat und Politik nicht dasselbe, wie der Beitrag „Die politische Kirche” suggeriert. Staatliches Handeln ist immer auch Ergebnis politischer Willensbildung (z.B. durch Wahlen), aber diese Meinungs- und schließlich Willensbildung kann und muss in allen Bereichen der Gesellschaft stattfinden, so auch in Kirchengemeinden. Positionen der Kirche, die christliche Werte wie die Nächstenliebe betreffen, sind aus dieser Perspektive nichts anderes als die von Tierschutzorganisationen oder Sozialverbänden, wenn diese Vereinigungen sich öffentlich zu Themen äußern, die sie als relevant erachten. Das macht sie aber noch nicht zu staatlichen Akteuren.
Zweitens sind in der näheren Umgebung von Wahllokalen am Wahltag zwar Werbung für oder Kritik an Parteien unzulässig. Nicht aber (gesellschafts-)politische Aussagen, wie sie ein Regenbogen oder auch die „Pfarrer gegen rechts”-Aussagen darstellen.
Und drittens schließlich war es schon immer die ureigenste Aufgabe der Kirchen, noch lange bevor es zu Verträgen mit dem (deutschen) Staat kam, sich für Menschen in Not, Bedrängnis und Ausgrenzung einzusetzen. Schon lange war dieser Auftrag nicht mehr so aktuell wie heute. Nichts anderes hat die Kirchengemeinde St. Margaretha und ihr Pfarrer mit ihren Positionierungen getan und wir sind dankbar für diese Stimme im notwendigen öffentlichen Diskurs um die richtigen politischen Weichenstellungen.
Nina und Christian Stock
Autor:wochenblatt - Redaktion aus Eckental |
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