Markt Igensdorf braucht Einnahmen
Sachlicher Ton in erster Bürgerversammlung

Die Ortseinfahrt der B2 nach Mitteldorf lädt zum Schnellfahren ein – wenn „geblitzt” wird, sind die Verkehrsteilnehmer oft über Social Media vorgewarnt. | Foto: Uwe Rahner
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  • Die Ortseinfahrt der B2 nach Mitteldorf lädt zum Schnellfahren ein – wenn „geblitzt” wird, sind die Verkehrsteilnehmer oft über Social Media vorgewarnt.
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Die Räume in Gasthäusern und Vereinsräumen waren schon lange reserviert für die üblichen sechs Bürgerversammlungen im Markt Igensdorf, doch dann kam Corona. Somit hatte Bürgermeister Edmund Ulm zu lediglich zwei Versammlungen in die infektionsschutzgerecht beschilderte und bestuhlte Grundschulturnhalle eingeladen. Am Mittwoch, 21. Oktober, um 20 Uhr steht die Versammlung für die Gemeindeteile Stöckach, Ober- und Unterlindelbach, Pettensiedel, Etlaswind, Affalterbach und Haselhof sowie Ober-, Kirch-, Mittel-, Unterrüsselbach, Lindenhof, Lindenmühle, Weidenbühl und Weidenmühle bevor. Am 13. Oktober fand die Versammlung für die Gemeindeteile Igensdorf, Mitteldorf und Eichenmühle, Dachstadt, Letten, Lettenmühle und Bodengrub sowie Pommer, Bremenhof und Neusleshof statt.

Überblick über eine angespannte Finanzlage

Einleitend präsentierte Edmund Ulm vor etwas mehr als 50 Besuchern (inklusive einem Großteil der Gemeinderäte) die wichtigsten Daten zur Gemeinde. Diese braucht mehr Einnahmen, um notwendige Sanierungen und Zukunftsinvestitionen zu stemmen und die Ausfälle durch Corona auszugleichen.

Mit 5.377 Einwohnern (Stand 31.12.2019, inklusive 267 Nebenwohnsitzen) blieb die Bevölkerungszahl nahezu konstant.Die Finanzverwaltung rechnet mit einem Jahresumsatz von etwa 10,3 Mio. Euro in 2020 (gegenüber 10,1 Mio. Euro im Vorjahr). Die Einnahmen aus der wichtigsten Quelle, dem Einkommenssteueranteil, fallen mit 3,5 Mio. Euro (Vorjahr 3,9 Mio. Euro) um 0,5 Mio. Euro niedriger aus als geplant. Zum Jahresende rechnet man mit einem angestiegenen Schuldenstand von 2,455 Mio. Euro (im Vorjahr 2.092 Mio. Euro) oder 402 Euro pro Einwohner sowie mit einem Minus von etwa -0,5 Mio. Euro in der Gemeindekasse.

Für die nächste Ausbaustufe mit Breitbandanschlüssen per Glasfaser bis ins Haus (FTTH) ist ein Arbeitskreis tätig. Im Feuerwehrwesen wurde und wird planmäßig investiert, trotz starker Einschränkung des Übungsbetriebs durch Corona haben die Wehren die Einsatzbereitschaft aufrechterhalten.Der Bedarf an Kindergartenplätzern (Ü3) ist gedeckt, bei Krippenplätzen (U3) zeichnet sich ein Nachholbedarf ab, der durch das Jugendamt am Landratsamt derzeit aktuell ermittelt und festgelegt wird. An der Grundschule konnte man mit Christine Mages eine neue Rektorin begrüßen, die Schülerzahlen sind stabil, wobei in der Ganztagsbetreuung der Rückgang um je eine Kurz- und Langgruppe mit 30.000 Euro weniger Fördergeld einher geht.
In der Sing- und Musikschule mit 257 Schülern, 19 Fächern, acht Ensembles und 13 angestellten Musiklehrern wurden die Gebühren nur entsprechend den Tariferhöhungen angepasst, die Auswirkungen durch Corona konnten durch Kurzarbeit gemindert werden. Die Marktbücherei ist mit 1.218 aktiven Benutzern und 58.720 Ausleihen mustergültig in Oberfranken.

Die Bauverwaltung verzeichnet laufende und abgeschlossene Projekte wie den Spielplatz Pettensiedel, neue Geländer an der B2 und in Rüsselbach, den Kindergarten Rüsselbach, das Feuerwehrhaus Dachstadt, die Dachsanierung an der „Alten Schule“ und Maßnahmen wie Sonnenschutz am Rathaus im Rahmen des Kommunal-Investitionsprogramms des Bundes. Am neuen interkommunalen Bauhof werden 2021 die Außenbereiche fertiggestellt, die Gesamtkosten belaufen sich dann auf ca. 1,75 Mio. Euro. Die Sanierung der Schilmgasse in Pettensiedel wird frühestens 2021 erfolgen, der Flächennutzungsplan aus dem Jahr 2006 soll überarbeitet werden. Bei der Lindelberghalle hat der Baustopp weiterhin Bestand. Hier soll ein Arbeitskreis ein Nutzungskonzept erstellen und „abgespeckte“ Varianten untersuchen.

Wasserversorgung wieder kostendeckend gestalten

Großer Sanierungsbedarf besteht bei den Einrichtungen zur Wasserversorgung wie dem 1970 erbauten Wasserhaus und den beiden Brunnen, die nach dem Rückbau von Brunnen 1 noch in Betrieb sind. Sie sollen nach Fertigstellung des geplanten neuen Brunnens 4 nacheinander saniert werden. Um die Wasserversorgung künftig – wie vorgeschrieben – kostendeckend zu gestalten, soll ein Satzungsbüro eine fundierte und rechtssichere Globalberechnung erstellen. Der seit 10 Jahren gültige und vergleichsweise günstige Wasserbezugspreis von 98 Cent dürfte dann nicht mehr haltbar sein.

Auch die Kläranlage des Abwasserzweckverbands Obere Schwabach genügt nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Neben Handlungsbedarf an Faulturm, Blockheizkraftwerk und Schlammentwässerung wird ein drittes Belebungsbecken erforderlich sein, das immerhin bei der Sanierung und Erweiterung vor 20 Jahren bereits räumlich vorgesehen wurde.B2-

Ortsdurchfahrt muss sicherer und leiser werden

Ein ausführlicher schriftlicher Antrag einer Bürgerin aus Mitteldorf schilderte die Situation an der B2, vor allem am Ortseingang Richtung Weißenohe, wo Schwerlastverkehr, Motorräder und Pkw regelmäßig die Höchstgeschwindigkeit missachten und für unzumutbare Lärm- und Luftbelastung sorgen. Der anstehende Neubau der Fahrbahndecke müsse unbedingt genutzt werden, um mit Maßnahmen wie Mittelinseln mit Versatz, leiserem Asphalt mit Übergang schon vor dem Ort, Zebrastreifen und ständiger Geschwindigkeitsmessung die Fußgänger, Radfahrer und Anwohner zu schützen. Denn nach diesen Bauarbeiten werde mindestens zehn Jahre lang nichts mehr angepackt. Hier gehe es um langfristige Investitionen in die Sicherheit.

Edmund Ulm bezeichnete viele dieser Ideen als wünschenswert, aber beim zuständigen Staatlichen Straßenbauamt sehr schwierig durchzusetzen. Man dränge im ständigen Kontakt auf Mittelinseln und Flüsterasphalt, doch weitergehende Maßnahmen seien „sehr optimistisch gedacht“. Aber „wir tun unser Möglichstes“ in den schwierigen Verhandlungen mit dem Straßenbauamt.

Die Gemeinde könne immerhin die mobilen Geschwindigkeitsmessgeräte aufstocken und öfter einsetzen als die 16 Mal im laufenden Jahr, wobei man die Kosten und Ansprüche anderer Ortsteile berücksichtigen müsse. Lärm durch wackelnde Kanaldeckel will der Bürgermeister baldmöglichst abstellen lassen. Geteert wird voraussichtlich 2021, wenn die Wasserleitungen unter der B2 erneuert sind. Weitere Wortmeldungen aus der Versammlung schilderten unverantwortliches Verhalten von Rasern, die aber meist aus der eigenen Gemeinde kommen, schlugen bauliche Maßnahmen vor und appellierten an die Vernunft der verkehrsteilnehmer.

Bei der Lindelberghalle sei man keine großen Schritte weitergekommen, erläuterte der Bürgermeister auf Nachfrage. Überlegungen zu einem Teilverkauf etwa der Gastronomie wurden durch Corona behindert, aktuell untersuche man Einsparmöglichkeiten wie den gut erhaltenen Boden zu erhalten statt zu entsorgen oder die Halle schrittweise wieder nutzbar zu machen. Das Spotenzial durch reduzierte technische Ausrüstung habe man im Blick, wobei ein großer Teil der bisher ausgegebenen 1,75 Mio. Euro auch die Planungskosten für diese Technik enthalte.

Autor:

wochenblatt - Redaktion aus Eckental

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