Digitale Vorlesestunde für Alt und Jung
Der barmherzige Samariter

"Barmherziger Samariter" von Paula Modersohn-Becker, 1876-1907, eine bedeutende Vertreterin des deutschen Expressionismus | Foto: Dr. Manfred Schildknecht
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  • "Barmherziger Samariter" von Paula Modersohn-Becker, 1876-1907, eine bedeutende Vertreterin des deutschen Expressionismus
  • Foto: Dr. Manfred Schildknecht
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Liebe Leser, liebe Zuhörer!
Heute möchte ich Ihnen die Geschichte vom barmherzigen Samariter vorlesen/erzählen und mit Ihnen darüber sprechen. Barmherzig sein, das bedeutet: mit Herz, hilfsbereit und gutherzig sein, jedem Mitmenschen gegenüber, nicht nur denen, die einem nahestehen. Ein Samaritaner oder Samariter war früher ein Bürger aus der antiken Stadt Samaria, vergleichbar damit, dass heute ein Bürger aus Eckental ein Eckentaler ist.
Die folgende Geschichte handelt von einem Priester, und einem anderen Mann, einem Bürger aus der Stadt Samaria. Darin wird auf einfache Weise deutlich gemacht, wie unterschiedlich man sich einem Mitmenschen gegenüber verhalten kann und auch, was die richtige Art ist. Es ist eine Beispielgeschichte, die sich so nicht wirklich zugetragen hat, aber in ihrer Aussage heute noch gilt. Jesus hat die Geschichte erfunden und in einem Disput mit den Schriftgelehrten erzählt. Das Verhalten des Samaritaners/Samariters gilt als beispielhaft für die Erfüllung des Gebots der Nächstenliebe.

Die Geschichte „Der barmherzige Samariter“ beginnt so:
Ein Mann aus Jerusalem wollte nach Jericho reisen. Er packte seine Sachen: ein Bündel mit einigen Kleinigkeiten und er nahm seine Jacke und seinen Hut. Damals gab es noch kein Auto und keine Bahn oder andere Fahrzeuge. Die meisten Menschen gingen auch ganz weite Strecken zu Fuß oder ritten auf einem Esel. Der Weg von Jerusalem nach Jericho führt mitten durch die Steinwüste und ist sehr einsam. Da ist kein Haus und kein Baum und kein Strauch, soweit man sehen kann gibt es nur Felsen und Steine. Nur wenige Leute reisen auf diesem Weg, denn der Weg durch die Wüste ist gefährlich.

- Zwischeninformation: Diesen beschwerlichen Weg können Besucher des Heiligen Landes auch heute noch gehen. Es ist ein anstrengender Abstieg von den Bergen Jerusalems nach Jericho ins Jordantal durch Felswände und Schluchten und damals wie heute ist die Sicherheitslage unübersichtlich. -
Die Geschichte, die Jesus erzählt hat, geht weiter: Räuber lauern dort und auch wilde Tiere, wie Löwen und Schlangen und andere gefährliche Tiere. Der Mann geht ruhig auf seinem Weg. Plötzlich ist er umringt von Räubern, die ihn niederschlagen, ausrauben, dann fortlaufen und ihn halbtot liegenlassen. Der Mann liegt schwer verletzt auf dem Boden und ruft: „Hilfe, Hilfe, ich brauche Hilfe!“
Da kommt ein Mann, ein Priester, der in Jerusalem war, näher. Er war dort im Tempel. Er kommt ganz nah, aber dann schaut er weg von dem Verletzten und geht weiter, obwohl er ihn gesehen und auch den Hilferuf gehört hat. Aber er ignoriert den Verletzten, er hört und schaut ganz bewusst weg. Seine religiösen Dienste in der nahen Priesterstadt Jericho hatten für ihn Vorrang, denn, wenn der am Boden liegende Mann tot gewesen wäre, hätte sich der Priester durch eine Berührung entweiht und hätte keine religiösen Rituale, keinen Gottesdienst in Jericho halten dürfen. So waren zu der Zeit die Bestimmungen. Deshalb hörte und schaute er lieber nicht hin zu dem verletzten Mann am Boden, der um Hilfe rief und Hilfe brauchte, und ging einfach weiter, ohne sich um ihn zu kümmern. 
Nach einer Weile kommt noch ein anderer Mann vorbei, er reitet auf seinem Esel. Der Mann ist aus Samaria. Dieser Mann bleibt mit seinem Esel neben dem Verletzten stehen, steigt ab, untersucht die Wunden und er behandelt sie so gut er kann. Dann hebt er den Verletzten auf seinen Esel und bringt ihn zur nächsten Herberge. Dort redet er mit dem Wirt und gibt ihm Geld, damit er den Mann gesundpflegt, und sagt zu ihm: „Pflege diesen Mann gut, damit er wieder gesund ist, bis ich zurückkomme. Wenn du noch mehr Geld brauchst, dann gebe ich es dir später.“

Zum Schluss der Geschichte stellt sich die Frage: „Wer hat dem armen verletzten Mann am besten geholfen?“
Das ist wirklich eine leichte Frage und jeder weiß die Antwort: Es war natürlich der barmherzige Samariter, der gut und richtig geholfen hat.
In der Bibel sagt Jesus, mit unseren heutigen Worten ausgedrückt, zu uns Menschen: „Und jetzt seid ihr dran! Macht es genauso wie der Samariter!“

Fragen/Antworten:Wann haben Sie sich das letzte Mal verletzt? .... Wer hat Ihnen geholfen? .... Haben Sie anderen schon mal geholfen? .... Wie können Sie anderen, die sich körperlich oder seelisch wehgetan haben, helfen? ..... Welche Menschen, deren Beruf es ist, die es also gelernt haben, anderen Menschen zu helfen, kennen Sie persönlich? ....

Was und wie können wir versuchen, es besser zu machen? Vielleicht so:
Manchmal machen wir uns lustig über andere und haben Spaß daran: Das können wir besser machen. Und wie? ....
Manchmal streiten wir miteinander und dann spüren wir, dass es so nicht weitergeht: Das können wir besser machen. Wie? ....
Manchmal sind wir ungerecht und gemein und dann tun wir so, als ob nichts gewesen wäre: Das können wir besser machen. Wie? ....

Fazit:  Wir Menschen sind soziale Wesen mit sozialen Bedürfnissen, die allerdings gerade in der aktuellen Corona-Krisenzeit mit den uns auferlegten  Kontakteinschränkungen sehr schwer zu befriedigen sind. Für unsere Gesundheit brauchen wir körperlichen Kontakt, wie z.B. Umarmungen und sich in die Augen schauen, sowie geistigen und emotionalen Austausch. Wir brauchen andere uns liebevoll zugewandte Menschen mit offenen Ohren, die uns zuhören, und mit helfenden Händen, die zupacken, egal in welchem Alter wir sind, ob als Kind oder als Erwachsener, und in welcher Lebenssituation wir sind, ob als Kranker im Krankenhaus oder im Pflegeheim oder als Senior, der zu Hause Unterstützung braucht oder der im Seniorenheim lebt, weil es allein zu Hause nicht mehr möglich ist.  

Allen Menschen mit offenen Ohren, helfenden Händen und hörendem Herzen wünschen wir Kraft bei ihrer Tätigkeit in ihrem helfenden und heilenden Beruf, der nicht immer leicht ist.
In der erfundenen Beispielgeschichte vom barmherzigen Samariter wird vor Augen geführt, wie man so handeln kann, wie es der Samariter getan hat. Es ist ein immerwährendes Bemühen, dem Mitmenschen, der im Moment Hilfe braucht, so gut es geht zu helfen und sich gegenseitig bei dieser Hilfe zu unterstützen. Mit offenen Ohren, die zuhören, sehenden Augen, die nicht wegschauen, tätigen Händen, die nicht lange überlegen sondern zupacken, und einem hörenden, mitfühlenden Herz, das mit Verstand und Mitgefühl handelt, kann es immer besser gelingen, so wie der barmherzige Samariter zu sein.

Bleiben Sie alle gesund!
DANKE allen, die unter den gegenwärtigen erschwerten Bedingungen anderen Menschen zuhören und helfen und dadurch "den Laden am Laufen halten"!
Mit herzlichen Grüßen und besten Wünschen
Ihre Annegret Schildknecht, ehrenamtliche Sozialbetreuung

Hinweis: Der obige Text wird im Seniorenzentrum Martha-Maria zum Lesen und Vorlesen verteilt.

Alle Beiträge zu meinen digitalen Vorlesestunden finden Sie hier
und unter: www.wochenklick.de/vorlesen

Autor:

Annegret Schildknecht aus Eckental

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